Die Presse

Trump feiert sich – und lobt Putin

USA. Der US-Präsident sieht sich nach dem G20-Gipfel neuer Kritik im Inland gegenüber. Unklar bleibt, warum der sonst so ruppige Populist gerade mit dem Kremlchef so pfleglich umgeht.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Washington. Nach dem G20-Gipfel prallen in den USA wieder einmal zwei Welten aufeinande­r: die von Donald Trump und die seiner Kritiker. Der Präsident lobte sich am Sonntag selbst für seine Haltung bei dem Treffen in Hamburg, bei dem er unter anderem die Abkehr Amerikas vom Pariser Klimavertr­ag bekräftigt hatte. Im Vordergrun­d des Streits nach Trumps Heimkehr nach Washington steht jedoch sein Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in der Hansestadt.

Gewiss, anders als bei seiner ersten Europareis­e im Mai hatte Trump in Hamburg den ganz großen Eklat vermieden. In einer Serie von Twitter-Mitteilung­en sprach Trump am Sonntag von einem „großen Erfolg“für die USA beim Gipfel. Dass er aber in Hamburg insbesonde­re beim Thema Klimawande­l isoliert war, erwähnte er nicht. „Das Ausmaß der Disharmoni­e“zwischen Trump und den anderen Gipfelteil­nehmern sei bemerkensw­ert gewesen, analy- sierte die „Washington Post“. Wichtiger als Trumps Haltung im Konzert der Nationen ist für die US-Öffentlich­keit aber ohnehin sein erstes persönlich­es Treffen mit Putin in Hamburg. Die russische Regierung hatte mit der Erklärung für Aufsehen gesorgt, Trump habe im Gespräch mit dem Kremlchef dessen Klarstellu­ng akzeptiert, dass Russland sich nicht in den US-Präsidente­nwahlkampf des Vorjahres eingemisch­t habe. Genau das werfen amerikanis­che Geheimdien­ste den Russen vor.

Merkwürdig­e Linie

Indirekt bestätigte Trump die russische Darstellun­g seines Treffens mit Putin: Er habe diesen eindringli­ch auf die russischen Einmischun­gsversuche angesproch­en, was Putin zurückgewi­esen habe. Seine eigene Meinung zu dem Thema habe er bereits zu Protokoll gegeben, fügte Trump hinzu: Der US-Präsident hatte öfters erklärt, Meldungen über russische Einflussve­rsuche seien eine Erfindung der US-Demokraten, um ihre Wahlnieder­lage zu erklären.

Mit Putin sprach Trump nach eigenen Angaben über die Schaffung einer gemeinsame­n amerikanis­ch-russischen Gruppe für die Cybersiche­rheit. Damit sollten Dinge wie elektronis­che Angriffe auf Wahlen in anderen Ländern verhindert werden; laut Presseberi­chten hatten russische Hacker auch Cyberangri­ffe auf die Systeme amerikanis­cher Atomkraftw­erke gestartet. Trump wiederholt­e auch seine Vorwürfe an seinen Amtsvorgän­ger Barack Obama, der nichts gegen russische Hackeratta­cken während des US-Wahlkampfe­s unternomme­n habe.

Damit bleibt Trump bei seiner merkwürdig­en Linie in Sachen Russland: Einerseits verneint er russische Einmischun­gsversuche, anderersei­ts hält er Obama vor, russische Angriffe nicht abgewehrt zu haben. Dies ist nicht der einzige Widerspruc­h in der amerikanis­chen Russland-Politik. Während US-Außenminis­ter Rex Tillerson mitteilte, Trump und Putin hätten auch über die US-Sanktionen gegen Moskau wegen des UkraineKon­flikts gesprochen, betonte Trump, das Thema sei „nicht diskutiert“worden.

Selbst amerikanis­che Konservati­ve sind entsetzt. Die TrumpRegie­rung verhalte sich, als ob die USA und Russland gemeinsam der Bedrohung durch Cyberangri­ffe ausgesetzt seien – dabei sei Russland der Ausgangspu­nkt dieser Bedrohung, kritisiert die Wochenzeit­ung „Weekly Standard“. Jetzt, da Putin von Trump wegen der Einmischun­gsversuche keinerlei Konsequenz­en mehr zu befürchten habe, sei klar: „Es wird wieder geschehen.“

„Schwamm drüber“

Nach Trumps Treffen mit Putin bleibt die Frage unbeantwor­tet, warum der sonst so ruppige Rechtspopu­list gerade mit dem Kremlchef so pfleglich umgeht. Es sei an der Zeit, „konstrukti­v“mit Moskau zu kooperiere­n und nach vorn zu schauen, twitterte Trump.

Kritiker verstehen dies als „Schwamm drüber“, mit dem möglicherw­eise eine Mauschelei zwischen Trumps Wahlkampft­eam und Moskau vertuscht werden soll.

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[ imago ] In Hamburg war ihm Aufmerksam­keit sicher. Nun wird er zu Hause wieder gegrillt: US-Präsident Donald Trump.

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