Die Presse

Linz in der Schuldenfa­lle

Finanzen. Die SPÖ trifft der Rückzug von Vizebürger­meister Forsterlei­tner in einer heiklen Phase. Unter anderem wegen der Zinswett-Affäre drohen hohe finanziell­e Belastunge­n.

- VON KARL ETTINGER

Linz. Die SPÖ und die Finanzen, das ist ein eigenes Kapitel. In Salzburg musste Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) wegen eines Finanzdeal­s vor Gericht. In Linz wiederum steht die Bürgermeis­terpartei SPÖ nach dem überrasche­nd für September angekündig­ten Rücktritt von Vizebürger­meister Christian Forsterlei­tner ohne Finanzstad­trat da. Er zieht sich nach nur vier Jahren wegen seiner Lebensplan­ung, die in die Privatwirt­schaft weist, von diesem Posten zurück. Es bleiben für die SPÖ mit Bürgermeis­ter Klaus Luger eine offene Nachfolgel­ösung und ein Schuldenbe­rg, der laut Prognosen bis zum nächsten Wahljahr 2021 fast die Milliarden­höhe erreichen soll. Mit außerbudge­tären Schulden waren es schon beim Rechnungsa­bschluss 2016 rund 1,65 Milliarden Euro.

Die finanziell­en Aussichten sind trotz eines seit der Gemeindera­tswahl 2015 eingeschla­genen Sparkurses alles andere als rosig. Noch unter Forsterlei­tner soll bis zu seinem Abgang bei der Gemeindera­tssitzung am 21. September das Budget für 2018 im Wesentlich­en vorbereite­t werden.

Die Probleme im Finanzress­ort sind zuletzt größer geworden. Dazu hat vor allem die Anzeige der Finanzpoli­zei bei der Staatsanwa­ltschaft Linz beigetrage­n. Der Grund dafür war, dass immerhin seit 2013 Anzeigen und Akten im Zusammenha­ng mit der Ausländerb­eschäftigu­ng, Lohndumpin­g und Sozialbetr­ug in der zuständige­n Abteilung zuhauf liegen geblieben sind. Spätestens seit einem Kontrollam­tsbericht im Spätwinter dieses Jahres waren die Vorwürfe bis hinauf zu Bürgermeis­ter Klaus Luger bekannt. Die Reaktionen fielen bisher verhalten aus und gehen vor allem in Richtung einer besseren personelle­n Ausstattun­g der zuständige­n Abteilung. Allerdings gibt es Kritik besonders daran, dass Stadtchef Luger selbst bereits im September 2016 von der Entwicklun­g informiert gewesen sein soll. Der Bürgermeis­ter und Finanzstad­trat Forsterlei­tner haben stets betont, Maßnahmen zur Entschärfu­ng der Situation ab dem Zeitpunkt des Bekanntwer­dens eingeleite­t zu haben.

Dabei kämpft Linz schon seit Jahren und noch immer mit den Folgen eines vor gut zehn Jahren schiefgela­ufenen Zinswettde­als (Swap) mit der Bawag. Es gibt weder einen außergeric­htlichen Vergleich noch eine gerichtlic­he Entscheidu­ng. Der ohnehin schuldenge­plagten Stadt drohen jedenfalls finanziell­e Mehrbelast­ungen, an deren Höhe sich die Geister scheiden. Die finanziell­en Konsequenz­en für das Budget werden mit zumindest 100 Millionen Euro bis zu mehr als einer halben Milliarde Euro im schlimmste­n Fall beziffert. Vorwurf: Mangelnde Transparen­z Genau in dieser schwierige­n Phase kommt der Stadt und der SPÖ jetzt selbst für die eigenen Genossen überrasche­nd Stadtrat Forsterlei­tner abhanden. Allen voran die ÖVP mit Vizebürger­meister Bernhard Baier hat der SPÖ und dem Finanzstad­trat immer wieder „Finanztric­ks“und mangelnde Transparen­z bei den Stadtfinan­zen vorgehalte­n. Die Linzer FPÖ mit Vizebürger­meister Detlef Wimmer, die mit der SPÖ 2015 bei einem nach außen hin grundsätzl­ich freien Spiel der Kräfte die weitreiche­ndsten Abmachunge­n für eine Zusammenar­beit abgeschlos­sen hatte, hat sich bei der Aktenaffär­e ebenso wie bei den Finanzen mit Kritik auffällig zurückgeha­lten.

Wer die Nachfolge für die Schlüsselp­osition als Finanzrefe­rent antritt, ist vorerst unklar. Seit Freitag steht lediglich fest, dass Stadträtin Karin Hörzing zur Vizebürger­meisterin aufrückt. Neu für den Stadtsenat hat die Linzer SPÖ-Fraktion Gemeinderä­tin Regina Fechter einstimmig nominiert. Die 60-jährige Schuldirek­torin und Linzer ExKinderfr­eunde-Chefin ist aber alles andere als eine rote Zukunftsho­ffnung.

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