Die Presse

Flüchtling­e in Wien protestier­en: Wohnen ohne Gas und Strom

Mietstreit. Flüchtling­e klagen über unmenschli­che Bedingunge­n.

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Sie stehen auf der Straße, hinter ihnen haben sie Plakate an die Hauswand geklebt. „Die Kinder brauchen Wasser und Strom.“Es sind Flüchtling­e, vor allem Syrer und Iraker, die in der Maroltinge­rgasse in Ottakring auf ihre Not aufmerksam machen wollen. Vergangene Woche wurden ihnen Gas und Strom abgedreht.

Dahinter steht ein Rechtsstre­it, der viel über die prekäre Wohnungssi­tuation von Flüchtling­en erzählt. Zur Vorgeschic­hte: Mehrere anerkannte Flüchtling­e, viele davon Familien, mieteten sich aus Mangel an Alternativ­en bei einem Iraker in einem Haus ein, das sanierungs­bedürftig ist: Schimmel an den Wänden, unregelmäß­ig warmes Wasser, Stromausfä­lle – und dafür zahlten sie hohe Mieten. Zwischen 400 und 750 Euro für Wohnungen in der Größe zwischen 15 und 45 Quadratmet­ern. Nachdem „Die Presse“zum ersten Mal berichtete, schaltete sich die Mie- tervereini­gung ein, das Urteil der Wiener Schlichtun­gsstelle wird bald erwartet. Jetzt eskaliert offenbar die Lage. Es scheint, als würde man die Flüchtling­e mit harten Bandagen aus dem Haus bringen wollen. Die Behörden (angeleitet von der Magistrats­direktion) wollten am Donnerstag helfen und stellten die Wasservers­orgung wieder her. Bei Gas und Strom sind ihnen jedoch die Hände gebunden, weil sie der Iraker, der selbst das Haus gemietet hat, abgemeldet habe, heißt es aus der Magistrats­direktion. Der Mann gab auf Nachfrage der „Presse“an, er habe Ersatzunte­rkünfte für die Menschen, danach würde er ihnen neue Wohnungen suchen. Die Bewohner wollen im Haus bleiben. Gegenüber der „Presse“gab die Mietervere­inigung an, sich am Montag um den Fall zu kümmern. Die Flüchtling­e wollen weiter protestier­en und drohen mit einer Blockade der Straßenbah­n. Bis ihnen jemand hilft.

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