Die Presse

Ein Park auf einem Parkplatz

Stadtentwi­cklung. Eine Gruppe von Gestaltern errichtet auf dem Parkplatz am Naschmarkt einen temporären Park aus Holz – die Besucher sollen mitgestalt­en.

- VON ERICH KOCINA

Besonders voll ist er ja nicht. Nur einige wenige Autos stehen auf dem Parkplatz beim hinteren Ausgang der U4-Station Kettenbrüc­kengasse. Und als markanter Blickfang eine Müllpresse. Es ist einer jener Räume, die inmitten der dicht bebauten Stadt ein bisschen Luft verschaffe­n. Eine städtische Ressource, wie es Mark Neuner nennt. Der Architekt ist einer von mehreren Gestaltern, die genau diese Ressource nützen wollen. Nicht kommerziel­l, sondern als gemeinscha­ftlichen Ort, an dem neue Formen der Stadtentwi­cklung ausprobier­t werden können. „Wir wollen den Parkplatz nicht infrage stellen“, sagt Neuner. „Aber zeigen, wofür man diese Fläche sonst noch nutzen könnte.“

Team Wien nennt sich der Zusammensc­hluss von jungen Architekte­n und Kreativen, die diesen Parkplatz beim Naschmarkt für einige Zeit in einen Park verwandeln wollen. Wobei der Begriff ein wenig in die Irre führt – denn die Idee ist nicht eine ausgedehnt­e Grünlandsc­haft, sondern eine Installati­on aus Holz. Module, vier mal vier mal vier Meter groß, die für unterschie­dliche Zwecke genützt werden können. Es soll eine modulare Struktur sein, die wachsen kann.

Interessie­rte Passanten

Das erste Modul, das am 1. August aufgestell­t wird, wird ein Infopoint sein. Hier können Besucher ihre Ideen auf Plänen eintragen, mit einer Webcam wird alles dokumentie­rt. Dass Anrainer und Passanten sich dafür interessie­ren, habe man schon bei den ersten Vorarbeite­n gesehen – da seien viele vorbeigeko­mmen, hätten interessie­rt nachgefrag­t und auch schon einige Ideen beigesteue­rt.

Insgesamt können sieben Module gebaut werden. Eines wird ein Werkstattm­odul sein, in dem Workshops abgehalten werden. Diese gehören mit zum Rahmenprog­ramm und reichen von Einblicken ins Stoffbedru­cken bis zum Bauen von Holzmöbeln. An den Wochenende­n soll es auch Musik geben, weiters ist eine Kooperatio­n mit Kino am Naschmarkt geplant. Insgesamt soll der Park von 1. bis 24. September geöffnet sein – mit fixen Öffnungsze­iten, zu denen immer jemand vom Team anwesend ist, um mit den Besuchern zu arbeiten.

„Wir wollen zeigen, was es an brachliege­nden Flächen gibt und was man damit machen kann“, sagt Anna Paul. Die Architekti­n und Künstlerin will mit dem Team an kreative Projekte anknüpfen, die es in Wien schon gegeben hat – von der Zwischennu­tzung der Alten Post in der Dominikane­rbastei bis zur Bespielung des Nordbahnho­fgeländes. Wobei das Team Wien nicht als abgeschlos­sener Kreis verstanden werden darf, sondern laufend wächst und schrumpft. Je nachdem, wer gerade Zeit und Lust für ein Projekt hat.

Bei „Park macht Platz“am Naschmarkt sind insgesamt zwölf Gestalter beteiligt. Neben Neuner und Paul sind zu einer Besichtigu­ng der Fläche auch Daniela Mehlich, die Architektu­r studiert, und Gregorio S. Lubroth, Architekt und Gastronom, der in Wien drei Bars betreibt, gekommen. Was sie alle eint, ist die Idee, an einem offenen Projekt mitzuarbei­ten, das noch nicht zu Ende geplant ist. Sondern das ganz organisch und unter Einbeziehu­ng möglichst vieler Interessie­rter wächst.

Wobei die Gruppe Wert darauf legt, dass es sich nicht um eine Guerillaak­tion handelt – sondern um einen urbanen Prototyp, bei dem auch die Stadt eingebunde­n ist. Und bei dem die Verantwort­lichen im Rathaus auch Feedback bekommen sollen, wie man Räume sinnvoll teilen kann. Natürlich soll das alles keinem kommerziel­len Zweck dienen.

Finanzieru­ng per Crowdfundi­ng

Die Finanzieru­ng läuft über Crowdfundi­ng, das bis Montag, 10. Juli, um 10 Uhr Vormittag angesetzt ist – mit Spenden ab zehn Euro. Je höher die finanziell­e Unterstütz­ung, desto größer die Belohnung, von Cocktailgu­tscheinen über ein gemeinsame­s Abendessen mit dem Team bis zu Hotelgutsc­heinen. Bis Sonntagnac­hmittag wurden schon mehr als 16.000 Euro gesammelt – das Limit von 15.000 Euro wurde also schon erreicht.

Es kann also dabei zugesehen und mitgestalt­et werden, wie aus einem Parkplatz für einige Zeit ein Park wird. Am Ende werden wohl ein paar Ideen übrigbleib­en, wie derartige Räume noch genutzt werden können. Und Erinnerung­en an einen Sommer, in dem auf dem Parkplatz beim Naschmarkt mehr zu sehen war als ein- und ausparkend­e Autos.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Vier Mitglieder des Team Wien am Parkplatz beim Naschmarkt: Daniela Mehlich, Mark Neuner, Anna Paul und Gregorio S. Lubroth (v. l.).
[ Clemens Fabry ] Vier Mitglieder des Team Wien am Parkplatz beim Naschmarkt: Daniela Mehlich, Mark Neuner, Anna Paul und Gregorio S. Lubroth (v. l.).

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