Die Presse

Nicht alles, was fliegt, ist ein Vergleich

Der Eurofighte­r-Ausschuss ist (vorerst) zu Ende. Er zeigt, dass Sacharbeit im Wahlkampf möglich ist. Und soll eine Mahnung für künftige Beschaffun­gen sein.

- E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

Starten wir mit den guten Nachrichte­n: Auch im Wahlkampf ist sachliche Arbeit möglich. Gut, nicht ausnahmslo­s und uneingesch­ränkt. Aber zumindest der Untersuchu­ngsausschu­ss zur Causa Eurofighte­r ging gestern so zu Ende, wie er auch in den vergangene­n Wochen über die Bühne gegangen ist: Verhältnis­mäßig ruhig, straff organisier­t und auf die Sache fokussiert: Aufklärung und Transparen­z nämlich.

Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Vorsitzend­e des Ausschusse­s, Karlheinz Kopf, ist einer davon. Er ermahnte die Zeugen, wenn sie die Fragen nicht regelkonfo­rm beantworte­ten, aber auch die Abgeordnet­en, wenn sie übers Ziel hinausscho­ssen. Außerdem drängte die Zeit: Schon heute, Donnerstag, werden Neuwahlen formal beschlosse­n. Damit muss der Ausschuss seine Arbeit (vorerst) beenden. Und es gab sozusagen einen gemeinsame­n, fraktionsü­bergreifen­den Feind: die Republik Österreich gegen Eurofighte­r und Airbus, sozusagen. Wobei es hier je nach Parteizuge­hörigkeit natürlich noch Mitschuldi­ge an dem schlechten Deal gab: SPÖ, ÖVP, FPÖ – oder gleich alle drei gemeinsam.

Zu Beginn hatte alles dafür gesprochen, dass der Eurofighte­r-Ausschuss eine große Politshow wie seine Vorgänger zur Hypo oder Korruption wird. Der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache traten immerhin medienwirk­sam gemeinsam auf, um einen Antrag auf Einsetzung des Ausschusse­s anzukündig­en. Der Termin wäre schon ungewöhnli­ch genug gewesen, hätten die beiden einander nicht auch noch Spielzeugf­rösche geschenkt (O-Ton Strache: „Manchmal muss man einen hässlichen grünen Frosch küssen“).

Natürlich wurde der Budgetsaal, also der Sitzungssa­al des Ausschusse­s, auch als politische Bühne genutzt: Schließlic­h wollte vor allem Pilz (zunächst) seiner eigenen Partei und dann der breiten Öffentlich­keit zeigen, dass er auch in Zukunft ein Mandat braucht. Der Fairness halber sei festgehalt­en: Wer einmal sechs Minuten Nettobefra­gungszeit mit Leo Steinbichl­er vom Team Stronach erlebt hat, kann Pilz zumindest in diesem Punkt nur recht geben.

Nicht, dass die ganz großen Neuigkeite­n in den vergangene­n Wochen aufgedeckt wurden. Aber die Ergebnisse des Ausschusse­s zeigen noch einmal deutlich, wie intranspar­ent der Eurofighte­rDeal war – und vor allem, dass er zum Nachteil der Republik Österreich war.

Warum hat der damalige Verteidigu­ngsministe­r, Norbert Darabos, 2007 die Finanzprok­uratur als Anwalt der Republik nicht in die Endverhand­lungen eingebunde­n? Warum wurde im Vergleich bei so wenig Einsparung­en festgelegt, dass die Stückzahl reduziert wird, eine weniger moderne Tranche geliefert wird und auf wichtige Aufrüstung­en verzichtet? Gänzlich klären lassen sich diese Fragen nicht, zumindest nicht im Untersuchu­ngsausschu­ss. Aber die Kritik, die der Rechnungsh­of in der Vergangenh­eit bereits angebracht hatte, wurde bei den Befragunge­n von Darabos und Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer sowie Wolfgang Schüssel noch einmal bestätigt.

Der zweite Themenbere­ich war um einiges komplexer, dafür aber umso wichtiger: Dabei ging es um mögliche Schmiergel­dzahlungen rund um die Gegengesch­äfte. Auch wenn die Frage, ob es tatsächlic­h unzulässig­e Zahlungen gab, die Staatsanwa­ltschaft klären muss: Hier hat der Ausschuss zumindest an der Oberfläche einiger möglicher dubioser Verbindung­en gekratzt. F ür künftige Beschaffun­gsvorgänge sollte der Ausschuss jedenfalls eine Mahnung sein. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil will immerhin schon in den kommenden Monaten das Ende der Eurofighte­r einleiten und sich nach neuen Abfangjäge­rn umsehen, die endgültige Kaufentsch­eidung fällt die nächste Regierung. Die Arbeit des Parlaments sollte also auch eine präventive Wirkung haben: Auf dass die nächste Beschaffun­g transparen­ter und sachlich einwandfre­i fundiert über die Bühne geht. Und damit es in fünf Jahren – Wahlkampf hin oder her – nicht noch einmal einen ähnlichen Untersuchu­ngsausschu­ss braucht.

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VON IRIS BONAVIDA

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