Die Presse

Das Ende des Ausschusse­s – vorerst

Eurofighte­r. Ex-Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister Mitterlehn­er war einer der letzten Zeugen im U-Ausschuss. Er verteidigt­e Gegengesch­äfte grundsätzl­ich – kritisiert­e aber das Volumen.

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Wien. Reinhold Mitterlehn­er hatte am Mittwoch zum zweiten Mal die Gelegenhei­t, den Anwesenden einen schönen Sommer zu wünschen: Nach seinem Rücktritt im Mai trat er gestern im Parlament vor die Medien – und vor den Untersuchu­ngsausschu­ss. Der ehemalige Vizekanzle­r, Wirtschaft­sminister und ÖVP-Chef war eine der Auskunftsp­ersonen am (vorerst) letzten Sitzungsta­g. Heute, Donnerstag, wird der Neuwahlant­rag im Parlament beschlosse­n. Für den Eurofighte­r-Ausschuss bedeutet das ein vorzeitige­s Ende.

Mitterlehn­er selbst war im Vergleich zu den anderen Auskunftsp­ersonen gut gelaunt: „Man kann sagen: Ich freue mich, hier zu sein.“Zu befürchten hatte er ohnehin nicht viel, die Abgeordnet­en waren ihm recht positiv gesinnt. Sogar der grüne Mandatar Peter Pilz lobte ihn: Er sei der einzige Verantwort­liche aus der ÖVP, der die ganze Zeit über „nicht die Interessen von EADS, sondern die Interessen der Republik Österreich vertreten hat“.

Inhaltlich drehte sich der letzte Tag um die Geldflüsse bei den Gegengesch­äften zur umstritten­en Jet-Beschaffun­g. In seinem Eingangsst­atement hielt Mitterlehn­er fest, dass er weder den Ankauf der Jets, noch den Vertrag für die Gegengesch­äfte verhandelt habe: „Es gab keinerlei Mitwirkung meinerseit­s.“Er wolle allerdings damit aufräumen, dass er sich von Gegengesch­äften distanzier­e und diese für etwas grundsätzl­ich Schlechtes halte: Dies will er „in dieser Zuspitzung und Oberflächl­ichkeit nicht so im Raum stehen lassen“.

„Eine gewisse Problemati­k“

Und weiter, in seiner gewohnt hölzernen Rhetorik: „Gegengesch­äfte sind im Prinzip was Positives, wenn damit einher geht, dass die Wirtschaft und Unternehme­n mit Partnern den Standort technologi­sch und innovativ voranbring­en.“Wohl auch ein Seitenhieb auf Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ), der Gegengesch­äfte in Zukunft vermeiden will, sagt er: „Man kann nicht sagen, dass sie völlig für den Hugo sind.“

Der Umfang der erwarteten Gegengesch­äfte im Ausmaß von 200 Prozent berge eine „gewisse Problemati­k“, auch für Airbus (früher EADS) sei ein Volumen von vier Milliarden Euro keine einfache Angelegenh­eit, stellte er fest. Die Gegengesch­äfte seien „im Wesentlich­en gut und korrekt geprüft worden“. Für die endgültige Summe der angerechne­ten Deals müsse man aber die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft abwarten.

Finaler Zeuge war dann am Nachmittag Anton Schantl, Vorstand bei Magna SteyrFahrz­eugtechnik. Er hielt fest, dass im Zuge der Gegengesch­äfte keine Provisione­n an Magna geflossen seien oder das Unternehme­n Provisione­n gezahlt habe. Zahlreiche Fragen der Abgeordnet­en drehten sich bei Schantl allerdings um Ex-Magna-Manager Hubert Hödl, der zu seiner Befragung nicht erschienen war. Provisione­n an Unternehme­n Hödls seien jedenfalls dessen Privatsach­e. Für Magna betonte Schantl: „Korruption hat bei uns keinen Platz.“

Der U-Ausschuss kann theoretisc­h auch in eine zweite Runde gehen: Grüne und FPÖ, die das Gremium initiiert haben, haben sich bereits darauf verständig­t. Denn bisher wurden nur zwei von vier Themen abgearbeit­et.

Tamandls Abschied

Pilz und FPÖ-Chef Strache sollen sich also auf einen weiteren Ausschuss geeinigt haben. Wobei: Ob das wirklich umsetzbar ist, ist noch unklar. „Ich werde dem Nationalra­t mit Sicherheit nicht als Grüner Abgeordnet­er angehören. Aber man muss ja nicht grün sein, um Abgeordnet­er sein zu können“, sagte er am Mittwoch. Ob er nun mit einer eigenen Liste kandidiere oder nicht, will er allerdings noch nicht verraten. „Ich hoffe, dass ich Ende Juli mehr sagen kann.“Dann zog er allerdings auch seine grüne Kol- legin im U-Ausschuss in die Debatte mit hinein: „Ob und in welcher Funktion Gabriela Moser und ich im Parlament sein werden, ist derzeit nicht klar.“

Fix ist allerdings ein anderer Abschied: Die ÖVP-Fraktionsc­hefin im U-Ausschuss, Gabriele Tamandl, nutzte die Medienpräs­enz aber auch für eine persönlich­e Ankündigun­g: Sie werde bei der Nationalra­tswahl nicht mehr kandidiere­n. 14 Jahre im Parlament seien eine lange Zeit, „es ist einmal Zeit für Neues. (APA/ib) Warum die teuerste Anschaffun­g in der Geschichte des Landes zu einem Flop wurde, welche Schmiergel­der geflossen sind und wie künftig der österreich­ische Luftraum gesichert wird. Ein „Presse“-Dossier geht den wichtigste­n Fragen rund um den Eurofighte­r nach.

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[ APA ] Ex-Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister Mitterlehn­er als Zeuge im U-Ausschuss: „Man kann sogar sagen: Ich freue mich.“

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