Menschenkette gegen Ertrinken
Florida. Acht Erwachsene wollen zwei Buben retten, doch die Strömung ist zu stark. Erst die Zivilcourage 80 Badender verhindert Katastrophe.
Wien/Panama City Beach. Es sollte nur ein kurzer Ausflug an den Strand werden, doch für Roberta Ursrey und ihre Familie endete der Badespaß am Golf von Mexiko am Wochenende beinahe in einer Katastrophe – wäre nicht die Zivilcourage anderer Badegäste gewesen: 91 Meter lang war die 80 Personen starke Menschenkette, die ihre sechsköpfige Familie vor dem Ertrinken rettete.
Ursrey hatte ihre Söhne beim Schwimmen in Panama City Beach in Florida in einem unaufmerksamen Moment aus den Augen verloren, als sie die Schreie der beiden hörte. Der Acht- und Elfjährige waren auf Schwimmbrettern von der starken Strömung weggerissen worden. Sofort eilte die Mutter den Kindern zu Hilfe. Da hatten zwei Frauen die Rufe schon gehört und waren zu den Buben geschwommen. Doch auch sie kamen nicht gegen die Strömung an. Ein paar junge Männer konnten nur eine der Frauen außer Wasser schaffen.
In der Zwischenzeit war die Zahl der machtlosen Helfer angestiegen: Ursrey, ihr Neffe, ihr Ehemann und ihre 67-jährige Mutter, alle hatten die Kraft der Strömung unterschätzt. Nur wenige Meter entfernt war ein weiteres Paar im Wasser gefangen. Ganze 20 Minuten kämpfte die Gruppe gegen das Wasser an, bevor die rettende Hilfe kam.
Ein junges Ehepaar hatte den Überlebenskampf vom Strand aus beobachtet. Sie forderten Strandgäste auf, eine Menschenkette zu bilden: Rettungsschwimmer waren so spät nicht mehr im Dienst, die Polizei hatte sich entschlossen, auf die Küstenwache zu warten. So hängten sich 80 Badende aneinander. Sie zogen zuerst die Buben aus dem Wasser, danach die acht Erwachsenen.
Nach einer Stunde hatten auch die letzten Schwimmer festen Boden unter den Füßen, die Küstenwache war noch immer nicht vor Ort. Die Rettungsaktion habe ihr gezeigt, „dass es auch gute Menschen auf der Welt gibt“, erklärte Ursrey später. Ihre Familie war bei dem Unglück glimpflich davongekommen: Die Mutter hatte aufgrund der Anstrengung einen Herzinfarkt erlitten und wurde ins Spital eingeliefert. Ihr Sohn hatte sich letztlich nur den Arm gebrochen. (maka)