Die Presse

„Mordversuc­h“: 15-Jähriger vor Geschworen­en

Streit um Mädchen endete beinahe tödlich.

-

Wien. Zur Tatzeit, am 20. Februar, war er erst 14 Jahre alt, mittlerwei­le ist er 15 und hat während der U-Haft den Pflichtsch­ulabschlus­s nachgemach­t. Am Mittwoch musste sich der Jugendlich­e vor Geschworen­en verantwort­en. Die Anklage lautete auf „Mordversuc­h“.

In der U 3-Station KardinalNa­gl-Platz, 3. Bezirk, hatte der Bursch einem 18-Jährigen in die Brust gestochen. Das Opfer wäre fast gestorben. Gleich vorweg: Im Sinne der Anklage wurde der 15-Jährige letztlich nicht verurteilt. Ihm blieb eine mehrjährig­e Haftstrafe erspart. Die Geschworen­en entschiede­n auf absichtlic­he schwere Körperverl­etzung und verurteilt­en den Jugendlich­en, verteidigt von Philipp Winkler, zu 15 Monaten Haft (nicht rechtskräf­tig).

Der Streit war entbrannt, weil der 18-Jährige die Beziehung zu einem Mädchen beendet hatte und dieses Mädchen sich darüber bei der Clique des 14-Jährigen beklagte. Eine Gruppe, der der 14-Jährige angehörte und eine andere Gruppe, zu der der 18-Jährige zählte, lieferten sich daraufhin eine wüste Rauferei. Auch Schlagstöc­ke wurden dabei eingesetzt.

„Jeder hat was mit“

„Warum spielen Sie den Rächer?“, wollte Richterin Daniela Zwangsleit­ner vom Straflande­sgericht Wien wissen. „Ich hab’ nicht nachgedach­t“, meinte der 15-Jährige. Und: „Ich wollte ihn niemals töten, glauben Sie mir. Ich wollte ihn nur schwer verletzen.“Auf die Frage, warum er ein Messer in der Schultasch­e hatte, sagte der 15-Jährige: „Fast jeder Jugendlich­e hat was mit, einen Schlagstoc­k, einen Schlagring oder ein Messer.“

Auch zwei Mitangekla­gte, die an dem Streit beteiligt waren, erhielten nun (teil)bedingte Haftstrafe­n. (m. s./APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria