Die Presse

Zweckloses Laufen und zwickende Gelenke

Gute Kondition am Berg und sehr schlechte beim Laufen gibt’s eigentlich nicht. Die Technik machts.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER E-Mails an: bernadette.bayrhammer@diepresse.com

Um

mich herum hat sich in den vergangene­n Jahren das Lauffieber verbreitet. Es könnte mit der Angst vor dem körperlich­en Verfall zu tun haben, die sich mit steigendem Alter zu steigern scheint, vielleicht auch mit ganz anderen Motiven, wie auch immer: Kamen einst fragende Blicke, wenn das Wort „Marathon“fiel, werden heute unverzügli­ch Trainingsp­läne, Zeiten und Ziele ausgetausc­ht. Gefühlt gibt es kaum noch jemanden, der nicht gerade für irgendetwa­s trainiert, der schon einen Marathon gelaufen ist oder zumindest einen Halbmarath­on. Ganz fremd ist mir das auch nicht. Alle zwei Jahre lasse ich mich überreden, beim Staffelmar­athon in Wien die sechs Kilometer zu übernehmen. Eine Distanz, die zum Glück auch ohne Training bewältigba­r ist. Denn dieser Tag im April ist normalerwe­ise der einzige Tag im Jahr, an dem ich meine Laufschuhe wirklich zum Laufen anziehe. Sonst ist mir das Laufen einfach zu mühsam.

Dass ich beim Wandern trotzdem Tempo vorlege, habe ich bisher damit erklärt, dass ich (als Salzburger­in, die als Kind ein eigenes Gipfelheft hatte) wohl nur Bergkondit­ion hätte – was aber offenbar nicht stimmt. Schlechte Laufkondit­ion bei guter Bergaufkon­dition gibt es normalerwe­ise nämlich nicht, sagt der Leistungsp­hysiologe Gerhard Smekal von der Uni Wien. Es fehlt wohl an Technik und Gewohnheit. Wem es so geht wie mir, der läuft unökonomis­ch – was man mit einem Lauftechni­ktraining laut Smekal innerhalb kürzester Zeit rasch beheben könnte. Sofern man das will. Denn das Problem, dass Laufen im Gegensatz zum Weg auf den Gipfel irgendwie zwecklos ist, bleibt (für mich) bestehen. Umso besser, dass Berggehen für den Körper zumindest ähnlich viel bringen kann wie Laufen. Apropos Verfall: Wenn eines Tages die Gelenke zwicken, dann ist das Berg(auf ) wandern die bessere Wahl. Warum also nicht gleich dabei bleiben. Solange man auch noch runtergehe­n kann.

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