Die Presse

Das Geschäft der Spielerber­ater

Fußball. Ob Lukaku, Mbappe,´ James oder Arnautovi´c – jeder Profi wird beraten, Klubs angeboten, bei Verträgen unterstütz­t oder mit Gerüchten plakativ vermarktet. Hauptsache, der Preis stimmt.

- VON MARKKU DATLER

Wien. Ruht in Europas Fußballlig­en der Spielbetri­eb, herrscht trotzdem niemals Stillstand. Bei einem Fußballklu­b, der ohnehin längst eine Aktiengese­llschaft ist und nichts mehr mit familiärem Flair zu tun hat, geht es immer um das Geschäft. Spieler billig kaufen, rechtzeiti­g Vertrag verlängern und teuer verkaufen oder zu Topkonditi­onen verleihen. Und im Einklang laufen einher die Berater, Schattenmä­nner, Händler, Manager. Denn jeder will sein Stück vom Kuchen haben – und dazu ist jedes Mittel recht.

Die Methodik ist simpel: ein Klub zeigt Interesse, der Berater streut medial en gros Gerüchte, der Preis steigt. Verlängert ein Spieler seinen Vertrag vorzeitig, steigt mit der Ablöse automatisc­h auch das Beraterhon­orar. Sind mehr Klubs im Rennen, steigt die Summe für jeden Beteiligte­n. Ohne Berater kommt ein Profi in der Gegenwart gar nicht mehr aus.

Es gibt große Fische in diesem Business wie den ehemaligen italienisc­hen Pizzabäcke­r Mino Raiola, der Stars wie Ibrahimovi­c,´ Pogba oder Donnarumma betreut. Seine Provisione­n sind hoch, die Deals beeindruck­end, alle im Umlauf befindlich­en Zahlen sind dennoch unglaubwür­dig: sie sind zu niedrig im Vergleich mit bezahlten Ablösen von 100 Millionen Euro. Neben Raiola gibt es kleine Mitstreite­r sonder Zahl, die ihre Spieler mitunter skrupellos zu jedem Preis einsetzen und damit die Verwässeru­ng des Marktes erwirken. Die Onlineplat­tform transferma­rkt.at weist 3106 Beraterfir­men und 7235 Berater in 113 Ländern auf. Der Umstand, dass größere Agenturen bessere Transfers schaffen, liegt auf der Hand.

Dienstleis­ter in diesem Segment scheuen vor Konflikten und hohen Risiken nicht zurück, nicht jeder Transfer ist auch wirklich sinnvoll. Ein paar Beispiele mit österreich­ischem Hintergrun­d: Ein Jungprofi, solo, nur der deutschen Sprache mächtig, ist in Anatolien vollkommen fehl am Platz. Wer in der Türkei oder Griechenla­nd als Trainer ohne Bankgarant­ie bzw. 50-%-Vor- schuss arbeitet, hat schon vor dem Anpfiff verloren. Wer nicht Italienisc­h spricht oder lernen kann, ist in der Serie A ein Fremdkörpe­r.

Theater, Tauziehen – Transfer

Auch will manch einer trotz Millioneng­agen nicht nach China. Das Tauziehen zwischen Köln, Anthony Modeste und Tianjin, gekrönt mit 35,7 Millionen Euro Ablöse und zehn Millionen netto Jahresgage ist eines dieser Beispiele, das jetzt vor Gericht gelandet ist und vorwiegend die Berater in Argumentat­ionsnot bringt.

Dass die Aufgabe von Beratern womöglich auch verfehlt worden ist, wird an einem Indikator auffällig: den Gerüchten. Wird ein Profi sukzessive immer wieder mit einem anderen Klub in Verbindung gebracht, sind Amateure am Werk, die jedoch nur das Spiel mit Medien beherrsche­n. Laut Erzählunge­n aus dieser Branche trifft es auf das Gros aller Spieler zu, die aus Kroatien oder Serbien stammen.

Ein Transferth­eater interessie­rt derzeit ganz Österreich. Marko Arnautovic´ wird von seinem Bruder Danijel vertreten, der StokeLegio­när habe den Klub trotz des 2016 um vier Jahre verlängert­en Vertrages um Freigabe gebeten. Milan und Paris wurden genannt, West Ham gab ein Offert ab mit 17 Millionen Euro Ablöse. Arnautovic,´ im Sommer 2013 für drei Millionen Euro aus Bremen gekommen, wolle sich verändern, der „Sun“sagte sein Bruder: „Er ist den Stoke-Fans sehr dankbar. Aber, jetzt wollen wir uns auf nette Art und Weise verabschie­den.“

West Ham spielt in Ostlondon, der von Slaven Bilic´ betreute Verein werde sein Angebot sicherlich noch aufbessern, versprach Danijel Arnautovic.´ 20 Millionen Pfund (22,5 Mio. Euro) Ablöse, das wäre ÖFB-Rekord. Doch Stoke City blieb abwartend. Manager Mark Hughes formuliert­e es so: „Manchmal ist die Meinung von Spielern oder der Leute um sie herum, was das Beste für sie ist, einfach nicht korrekt.“Stoke City hat offenbar Berater, die ihr Geschäft verstehen und nicht jede Transferme­ldung sofort für bare Münze nehmen.

Das Entscheide­nde ist das Netzwerk, die Kontaktpfl­ege. Und: Persönlich­keit schlägt alles!“ Gunther Neuhaus Stars & Friends

 ?? [ Reuters ] ?? Marko Arnautovic´ jubelt mit den Fans von Stoke City. Der ÖFB-Legionär will die „Potters“verlassen, aus West Ham locken die „Hammers“.
[ Reuters ] Marko Arnautovic´ jubelt mit den Fans von Stoke City. Der ÖFB-Legionär will die „Potters“verlassen, aus West Ham locken die „Hammers“.

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