Wenn die eigene Philosophie zum größten Gegner wird
Warum Salzburgs Spiel auf Malta „kein Betriebsausflug“war, der Weg in die Champions League für den Meister aber immer beschwerlicher wird. Leistungsträger wechseln serienweise zu Leipzig – so sind in Salzburg CL-Qualifikationen nahezu unmöglich.
Salzburg und die Champions League, es ist jährlich eine zuerst hoffnungsfrohe – und dann doch so ernüchternde Angelegenheit. Neunmal ist der Klub seit dem Einstieg von Energydrinkhersteller Red Bull im Jahr 2005 daran gescheitert, in die Königsklasse einzuziehen. Fünf Trainer, darunter Maestro Giovanni Trapattoni, haben es nicht geschafft. Mal war es knapp, mitunter deutlich, Düdelingen war der Tiefpunkt. Nein, auch das zweite Aus gegen Malmö war blamabel. Rapid schaffte es 2005, Austria 2013 – Österreichs Fußball wäre es wirklich so zu wünschen . . .
Nun unternimmt Salzburg den zehnten Versuch, „La Decima“, nur aus anderer Perspektive. Es hob erfreulich an, auf Malta erwies sich der lokale Meister, Hibernians FC, jedoch bloß als besserer Testspielgegner. Salzburg gewann unbedrängt mit 3:0, auf die nächste Hürde in der dritten Qualifikationsrunde wird gewartet.
Im Schatten des von der Uefa erst im Juni geklärten Streitfalls, welcher oder ob beide Red-Bull-Klubs in der Champions League spielen dürfen, war beinahe in Vergessenheit geraten, dass wieder einmal viele Spieler Salzburg verlassen haben. Etwa Konrad Laimer, der als vierter Stammspieler innerhalb eines Jahres dem Lockruf nach Leipzig gefolgt ist. Im Sommer 2016 waren es Keita und Bernardo, im Winter Upamecano. Valentino Lazaro steht vor dem Absprung nach Berlin, Wanderson kickt in Krasnodar. Salzburg ist ein Zwischenstopp für Ausbildung und Kontakte, aber auch längst ein Türöffner für Trainer. O´scar Garc´ıa zog nun allerdings sogar Saint-E´tienne den Bullen vor. Frankreichs Liga ist zwar eine größere Herausforderung als die Bundesliga; aber beim Tabellenachten der vergangenen Saison? Sah er seine Arbeit als erledigt an, oder hatte der Querkopf einfach nur genug von der Konzernphilosophie?
Kommen und Gehen, das ist Usus in Salzburg. Deshalb sind auch die im Vorjahr als Flop ausgemusterten Dabbur oder Yabo zurück. Immerhin steht jetzt mit Marco Rose ein kommunikativer Könner an der Seitenlinie, der Deutsche führte im Vorjahr die Jungbullen zum Triumph in der Youth League. Nur plagt den neuen Trainer das alte Leid: viele Abgänge, Neuzu- gänge, kein System und der frühe Start zur Qualifikation, der Österreichs Meister ob der Uefa-Hierarchie nie erspart bleiben wird.
Rose ging das Unterfangen zielstrebig an. Der Malta-Auftritt dürfe „kein Betriebsausflug“sein, gegen hilflose Malteser erarbeitete sich Salzburg gute Chancen. Vielleicht schafft er es in der kurzen Zeit, dem Klub im Schnellverfahren ein Erfolgssystem aufzuprägen. Es wäre ihm zu gönnen, denn die Vermutung, dass ihm ein zweiter Versuch – vor allem mit dieser Besetzung – verwehrt bleiben wird, ist keinesfalls absurd. Das lehrt die Vergangenheit, das ist die Folge neun gescheiterter Versuche. Daran wird sich nichts mehr ändern – und auch deshalb ist Garc´ıa weitergezogen.