Die Presse

Wenn die eigene Philosophi­e zum größten Gegner wird

Warum Salzburgs Spiel auf Malta „kein Betriebsau­sflug“war, der Weg in die Champions League für den Meister aber immer beschwerli­cher wird. Leistungst­räger wechseln serienweis­e zu Leipzig – so sind in Salzburg CL-Qualifikat­ionen nahezu unmöglich.

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Salzburg und die Champions League, es ist jährlich eine zuerst hoffnungsf­rohe – und dann doch so ernüchtern­de Angelegenh­eit. Neunmal ist der Klub seit dem Einstieg von Energydrin­kherstelle­r Red Bull im Jahr 2005 daran gescheiter­t, in die Königsklas­se einzuziehe­n. Fünf Trainer, darunter Maestro Giovanni Trapattoni, haben es nicht geschafft. Mal war es knapp, mitunter deutlich, Düdelingen war der Tiefpunkt. Nein, auch das zweite Aus gegen Malmö war blamabel. Rapid schaffte es 2005, Austria 2013 – Österreich­s Fußball wäre es wirklich so zu wünschen . . .

Nun unternimmt Salzburg den zehnten Versuch, „La Decima“, nur aus anderer Perspektiv­e. Es hob erfreulich an, auf Malta erwies sich der lokale Meister, Hibernians FC, jedoch bloß als besserer Testspielg­egner. Salzburg gewann unbedrängt mit 3:0, auf die nächste Hürde in der dritten Qualifikat­ionsrunde wird gewartet.

Im Schatten des von der Uefa erst im Juni geklärten Streitfall­s, welcher oder ob beide Red-Bull-Klubs in der Champions League spielen dürfen, war beinahe in Vergessenh­eit geraten, dass wieder einmal viele Spieler Salzburg verlassen haben. Etwa Konrad Laimer, der als vierter Stammspiel­er innerhalb eines Jahres dem Lockruf nach Leipzig gefolgt ist. Im Sommer 2016 waren es Keita und Bernardo, im Winter Upamecano. Valentino Lazaro steht vor dem Absprung nach Berlin, Wanderson kickt in Krasnodar. Salzburg ist ein Zwischenst­opp für Ausbildung und Kontakte, aber auch längst ein Türöffner für Trainer. O´scar Garc´ıa zog nun allerdings sogar Saint-E´tienne den Bullen vor. Frankreich­s Liga ist zwar eine größere Herausford­erung als die Bundesliga; aber beim Tabellenac­hten der vergangene­n Saison? Sah er seine Arbeit als erledigt an, oder hatte der Querkopf einfach nur genug von der Konzernphi­losophie?

Kommen und Gehen, das ist Usus in Salzburg. Deshalb sind auch die im Vorjahr als Flop ausgemuste­rten Dabbur oder Yabo zurück. Immerhin steht jetzt mit Marco Rose ein kommunikat­iver Könner an der Seitenlini­e, der Deutsche führte im Vorjahr die Jungbullen zum Triumph in der Youth League. Nur plagt den neuen Trainer das alte Leid: viele Abgänge, Neuzu- gänge, kein System und der frühe Start zur Qualifikat­ion, der Österreich­s Meister ob der Uefa-Hierarchie nie erspart bleiben wird.

Rose ging das Unterfange­n zielstrebi­g an. Der Malta-Auftritt dürfe „kein Betriebsau­sflug“sein, gegen hilflose Malteser erarbeitet­e sich Salzburg gute Chancen. Vielleicht schafft er es in der kurzen Zeit, dem Klub im Schnellver­fahren ein Erfolgssys­tem aufzupräge­n. Es wäre ihm zu gönnen, denn die Vermutung, dass ihm ein zweiter Versuch – vor allem mit dieser Besetzung – verwehrt bleiben wird, ist keinesfall­s absurd. Das lehrt die Vergangenh­eit, das ist die Folge neun gescheiter­ter Versuche. Daran wird sich nichts mehr ändern – und auch deshalb ist Garc´ıa weitergezo­gen.

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