YouTube: Spiel, Spaß, Schrott
Medien. Österreichs YouTube-Kanäle bringen wenig Information und kaum Österreich-Bezug, wachsen aber enorm, zeigt eine Studie.
Erstmals gibt eine Analyse der wichtigsten österreichischen YouTube-Channels einen Überblick über das Tun und Wirken der Akteure auf diesem Kanal. Studienautor Andreas Gebesmair von der FH St. Pölten untersuchte im Auftrag der Regulierungsbehörde RTR die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der 100 meistabonnierten Channels von in Österreich ansässigen Personen oder Unternehmen und die 100 meistgesehenen YouTube-Videos. Mit über sechs Millionen Abonnenten belegt der Konzern Red Bull den ersten Platz unter den Top 100, gefolgt von Musiker KsFreakWhatElse und dem Airsoft-Spieler Novritsch (alias Christoph Neuwirth). Die Masse zu erreichen ist auf YouTube gar nicht so einfach. Nur vier Kanäle der Top 100 haben mehr als eine Million Abonnenten, 23 zwischen 200.000 und einer Million.
Die Studie zeigt, dass sich YouTube langsam aber stetig als wirtschaftlich relevante Ausspielplattform etabliert hat, gesellschaftspolitisch aber noch eine untergeordnete Rolle spielt. Das Gesamtvolumen der 100 untersuchten Kanäle in den vergangenen zwölf Monaten schätzt die Studie auf 3,0 bis 7,5 Millionen Euro vor Steuern. Wobei die Einnahmen relativ ungleich verteilt sind. 44 der 100 Channels wird ein existenzsicherndes, monatliches Einkommen von 1000 bis 2500 Euro zugewiesen, sechs davon dürften deutlich mehr als 10.000 Euro verdienen.
Die Angebote der Channels werden zum Großteil den Kategorien „Gaming“(also Computerspiele, 27 Prozent), „Unterhaltung“(22 Prozent) und Musik (17 Prozent) zugerechnet. Der Anteil an Information oder gesellschaftspolitischen Inhalten hingegen ist sehr gering, wohin gegen es häufig um Konsum geht. Studienautor Gebesmair sagt dazu: „Es passiert viel Schrott hier“, und betont: „YouTube ist sicher kein Masseninformationsmedium.“Zudem gibt es kaum einen sprachliche oder inhaltlichen Bezug zu Österreich oder einzelnen Regionen. Laut Gebesmair haben Österreichs YouTuber aus der Not der Kleinheit ihres Landes eine Tugend gemacht, bieten ihre Inhalte – im Vergleich mit deutschen Kanälen – überdurchschnittlich oft auf Englisch, wenn auch mit hörbarem österreichischem Akzent an (47 Prozent), um so die Reichweite zu erhöhen.
Sehr nachlässig sind die Betreiber mit Produktplatzierungen und bei der Beachtung von Urheberrechten: In 54 der 100 meistgesehenen Videos österreichischer YouTuber werden Produkte (wie Kosmetika Süßwaren, Automarken) eingeblendet, nur in acht Videos fand sich eine Kennzeichnung. (awa)