Das grüne Themendilemma
D a machen die Wiener Grünen also eine Pressekonferenz. Das Thema: Wien soll für den Coffee-to-go verstärkt auf Mehrwegbecher setzen. Weil die so häufig verwendeten Einwegbecher pro Jahr für rund 1000 Tonnen Müll sorgen. Und weil die Papierbecher wegen der Plastikbeschichtung innen nicht recycelt werden können. Interessante Initiative, eine gute Idee, um das Leben in der Stadt etwas nachhaltiger zu machen.
Allein, an Themen wie diesem offenbart sich ein grünes Dilemma. Dass sie nämlich mit durchaus sinnvollen Vorschlägen wohl kaum den Nerv der Menschen treffen, die im herandräuenden Wahlkampf Antworten auf ihre drängendsten Probleme haben wollen: die Suche nach leistbaren Wohnungen, die Angst vor einem Jobverlust und die Hoff- nung auf eine wirtschaftlich bessere Lage, der Kampf um Arbeitsplätze, der Umgang mit dem Thema Migration. Das sind die Dinge, über die die Menschen momentan sprechen. Und das werden die Themen sein, zu denen man sich im Wahlkampf wird positionieren müssen.
Und ja, gerade bei diesen Themen werden unnötig Ängste geschürt, gegen bestimmte Menschengruppen Stimmung gemacht und Szenarios beschworen, die weit weg von der Realität sind. Doch der edle Gedanke, bei diesen Themen zu schweigen und stattdessen – durchaus sinnvoll, das sei gar nicht bestritten – über Einwegbecher für Kaffee zu sprechen, wird den Grünen wohl eher nicht wahnsinnig viel mehr Stimmen bringen.