Die Presse

Wer wechselt zu Peter Pilz?

Nationalra­tswahl. Der Listenführ­er kündigt drei Neuzugänge aus dem Parlament an.

-

Wien. Am heutigen Freitag wird Peter Pilz im Cafe´ Landtmann bekannt geben, wer denn nun die Nationalra­tsmandatar­e sind, die seine Bewegung, die Liste Pilz, unterstütz­en. Drei Unterschri­ften von Abgeordnet­en braucht er, um bei der Nationalra­tswahl kandidiere­n zu können (die stressiger­e Alternativ­e wäre Unterschri­ftensammel­n). Eine hat Pilz schon – seine eigene. Fehlen ihm also noch zwei.

Allerdings, so viel hat der 63-Jährige schon verraten, werden ihn drei Parlamenta­rier ins Landtmann begleiten. Einer dürfte Wolfgang Zinggl, bisher Kulturspre­cher der Grünen, sein. Vielleicht sind auch Bruno Rossmann und/oder Wolfgang Pirklhuber dabei. Alle drei sind – wie Pilz – bei den grünen Vorwahlen im Juni durchgefal­len.

Es ist aber auch gut möglich, dass Pilz Unterstütz­ung aus der SPÖ bekommt. Die Oberösterr­eicherin Daniela Holzinger hat sich im Laufe der Legislatur­periode von ihrer Partei entfremdet. Wiederholt widersetzt­e sich Holzinger dem roten Klubzwang. Beide Seiten wollen nun lieber getrennte Wege gehen.

Wirtschaft­spolitisch würde Holzinger jedenfalls ins Profil der neuen Bewegung passen. Wie Peter Pilz steht auch sie für einen prononcier­t linken Kurs, für Umverteilu­ng und Vermögenst­euern. In der Asylpoliti­k könnte es jedoch Differenze­n geben. Die Linie der SPÖ war Holzinger zu restriktiv. Mehrfach hat sie die Obergrenze als rechtswidr­ig bezeichnet. Allerdings ist auch Pilz der Meinung, dass Europa nicht alle Flüchtling­e aufnehmen kann. Er tritt für große Lager in kooperativ­en Staaten wie Jordanien (Libyen zählt nicht dazu) ein, in denen Flüchtling­e halbwegs gut leben können. Dafür müsse Europa mehr Geld in die Hand nehmen.

Auch beim Thema Integratio­n will Pilz „kein verständni­svoller Linker“sein. In einem Interview mit dem Magazin „Biber“nannte er junge afghanisch­e Männer zuletzt ein „Sicherheit­srisiko“für Frauen und bezog sich dabei auf eine „Biber“-Reportage aus einem Vorarlberg­er Flüchtling­squartier. Demnach glauben afghanisch­e Jugendlich­e, dass Selbstbefr­iedigung krank mache. Kondome seien verpönt. Und heiraten wollten sie „eine muslimisch­e Jungfrau“. Pilz sieht darin eine verstörend­e Mischung „aus Unkenntnis, Tabuisieru­ng und erschrecke­nden Frauenbild­ern“. Es brauche mehr sexualpäda­gogische Workshops – nach Vorarlberg­er Vorbild. Dort haben Caritas und Diözese Feldkirch ein solches Pilotproje­kt für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e gestartet.

Abschiedsb­rief an die Grünen

Seiner Ex-Partei hat Peter Pilz einen Abschiedsb­rief geschriebe­n. Darin bedankt er sich für 31 „lehrreiche“Jahre, macht den Grünen aber auch Vorwürfe: „Ihr habt lange ignoriert, dass der politische Islam in Österreich angekommen ist.“Am Ende schreibt er: „Auf Wiedersehe­n, hoffentlic­h im Parlament.“(pri)

Newspapers in German

Newspapers from Austria