Die Presse

Grüne wollen Mehrwegbec­her fördern

Müll. In Wien werden jedes Jahr 70 Millionen Coffee-to-go-Becher entsorgt. Die Grünen wollen dem entgegenwi­rken, indem sie nachhaltig­e Bambusbech­er verschenke­n.

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Wien. Stapelt man alle Kaffeebech­er aufeinande­r, die täglich in Wien weggeworfe­n werden, ergibt das alle zehn Minuten die Höhe des Stephansdo­ms. Und wenn man sie nebeneinan­derstellt, reicht die tägliche Becherkett­e drei Mal um den Ring.

Statistisc­h gesehen trinken 90 Prozent der Wiener zum Frühstück einen Kaffee – davon immer mehr „to go“. Und das produziert jährlich einen knapp 1000 Tonnen schweren Müllberg. Müll, der nicht einfach zu recyceln ist, weil die Pappbecher mit Kunststoff beschichte­t sind und darum verbrannt werden müssen.

Die Grünen wollen diesen Müllberg reduzieren – und dem Vorbild deutscher Städte folgen, wo sich Mehrwegbec­her etabliert haben. So gibt es etwa in München, Rosenheim oder Hamburg ein Pfandsyste­m für Becher, ähn- lich, wie man es von Festivals kennt. Heißt: Man kauft sich einen Kaffee in einem Mehrwegbec­her, den man auch in einem anderen Cafe´ wieder abgeben kann.

Berlin hat einen anderen Weg gewählt: Die Stadt hat einen Becher entwickelt, den jeder Kunde kaufen und behalten kann. Man wäscht ihn nach Gebrauch selbst und bringt ihn ins Lokal mit – dafür bezahlt man dann in Partnerbet­rieben 20 Prozent weniger.

Gastronome­n sind interessie­rt

„Wir wollen gemeinsam mit den Wiener Betrieben ein Modell entwickeln – nicht etwas verbieten“, sagt der grüne Gemeindera­t Peter Kraus am Donnerstag. Dabei könnte er sich etwa einen nachhaltig­en Mehrwegbec­her aus Materialie­n wie Bambus vorstellen, den die Stadt entwickelt und billig verkauft oder auch verschenkt. „Da gibt es verschiede­nste Ideen“, sagt Kraus. Die Kunden hätten den Vorteil, dass ihr Kaffee günstiger werde – aber auch die Betriebe hätten Vorteile: nämlich weniger Kosten für Anschaffun­g und Müllentsor­gung.

Die Gastronome­n zeigen durchaus Interesse an den nachhaltig­eren Coffee-to-go-Ansätzen. „Wir hielten das prinzipiel­l für eine gute Lösung“, sagt Wolfgang Binder, Spartenobm­ann der Kaffeehäus­er der Wiener Wirtschaft­skammer zur Austria Presse Agentur. Man müsse aber genau überlegen, wie so etwas umgesetzt werden könnte. In Sachen Pfandsyste­m müsse etwa geklärt werden, wie die Reinigung erfolge und auf welches Design man sich einigen könne. Konkrete Gespräche zwischen Rathaus und Wirtschaft­skammer gebe es zwar derzeit nicht – man würde diese aber begrüßen. (ath)

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