Ein erfreulich vielseitiges Dienstauto
Fahrbericht. Der Seat Leon ST Cupra ist auf den ersten Blick der brave Familienkombi von nebenan. Nur dass ihm eine beherzte Sportabteilung und ein Haudrauf von Motor zu einer pikanten Doppelrolle verhelfen.
Motoren, Getriebe, Fahrwerksarchitektur, Elektronik – die Zutaten aus dem VW-Konzernregal werden fleißig durchgemischt, um mit einer Vielzahl an Kreationen über mehrere Marken hinweg einen möglichst breit gefächerten Kundengeschmack abzudecken.
Da kommt es schon vor, dass ein Audi neben einem Skoda auf die Straße rollt, mit dem gleichen Motor, dem gleichen Getriebe und dem gleichen Allradsystem – der schlagende Preisunterschied lässt sich dann nur durch Markenprestige und Premium-Finish erklären.
Eine der originellsten, mit Sicherheit am besten gelungenen Geschöpfe, die vom großen Konzernregal genährt werden, ist der Seat Leon, der uns – in Kombivariante ST und mit einem der Turbobenziner bestückt – schon mehrfach überaus positiv aufgefallen ist. Die Marke pflegt aktuell ein gutes Design, liegt im Preis-Leistungs-Verhältnis auf Höhe von Skoda,ˇ steht aber für eine flottere, sportlichere Ausrichtung.
Da passt der Leon ST Cupra als on top rangierendes Performance- modell bestens ins Bild. Dass es sich um ein solches handelt, ist dabei nur Auskennern ersichtlich: Ein kleines Signet an Heck und Kühlergrill, das mit der Zahl 300 die Motorleistung verrät, zwei eher unauffällige Endrohre der Auspuffanlage und der Cupra-Schriftzug auf der Heckklappe – das ist es auch schon. Wer genauer hinsieht, erkennt in den 19-Zoll-Rädern eine stattlich dimensionierte Bremsanlage und innenbelüftete Scheiben auch hinten.
Äußerlich könnte der Cupra somit als braver Familienkombi von nebenan durchgehen – was er auch ist, bloß in einer Doppelrolle. Ohne übertriebene Härte gefedert, ohne Auspuffradau und mit viel Platz an Bord und im Laderaum kommt der Leon familiären Pflichten nach, um sich in geeigneten Momenten zum Sportwagenschreck zu wandeln. Etwas Nachdruck am Gaspedal oder eine schärfere Kennlinie, aktiviert durch einen zweistufigen Dynamik- modus, und das beherzte Commitment der Seat-Sportabteilung tritt voll zutage. Der kräftige Zweiliterturbomotor ist eine verlässliche Größe, bekannt von Audi S3 bis Golf R, aber die Feinabstimmung des Fahrwerks und der Antriebskomponenten machen den Cupra so besonders. Das Sechsgang-DSG passt perfekt zur Kraftentfaltung, der Allradantrieb stellt Traktion in allen Lebenslagen sicher (auf passender Schneefahrbahn wäre im Anlassfall zu überprüfen, wie man sich dieser zum Driftzwecke entledigen könnte). Lediglich im Hochgeschwindigkeitsbereich, auf öffentlichen Straßen ohnehin kein Thema, setzt der Auftrieb bald einmal Grenzen.
Bei all dem drängt der Leon den Menschen am Steuer nicht, geruhsames Gleiten ist ihm ebenso recht wie der forcierte Ritt über die Hausstrecke. Der Grundpreis von 43.940 Euro (mit DSG und Allrad, viel Ausstattung) tut sein Bestes, die hohe steuerliche Belastung zu kompensieren. Der Leon Cupra empfiehlt sich damit als erfreulich vielseitiges Dienstauto. (tiv)