Immobilienhaie warten
Welch geringen Stellenwert die Stadtpolitik den großartigen Schöpfungen früherer Generationen zumisst, kann man nicht nur an der Semmelweis-Klinik ablesen, sondern auch am Otto-Wagner-Spital. 1907 galt noch das Prinzip, den Schwachen und Kranken das Beste anzubieten, was eine moderne Heilkunst zuwege bringt. Dieser gemeinnützige Geist dauerte freilich nur eineinhalb Generationen lang. Die Gier der Baulobby mit ihren subtilen Verästelungen in die Wiener SPÖ und die grüne Kleinpartei, sie haben es zuwege gebracht, dass dieses Baujuwel bis 2020 abgesiedelt und verscherbelt wird.
Aus diesem Grund entstand dieses Buch quasi als Dokumentationen von Unwiederbringlichem. Gewiss: Die Anstaltskirche zum Hl. Leopold ist von der Stadt hervorragend restauriert worden. Otto Wagners Schöpfung war der modernste Sakralbau seiner Zeit. Doch die Heilanstalt selbst mit ihren 13 Pavillons, die Pflegeanstalt mit elf und das Sanatorium mit zehn Pavillons, die Wirtschaftsgebäude (insgesamt sechzig einzelne Objekte) sind dem Untergang preisgegeben. Daran wird wohl auch der überfällige politische Wechsel nach den nächsten Gemeindewahlen 2020 nichts mehr ändern können. Oder? (hws)
Christian Schuhböck: „Otto-Wagner-Spital. Am Steinhof“, Kral-Verlag, 152 S. Großformat, 26,90 Euro.