Die Presse

Der Fußballer, der ein Kicker werden wollte

Austrian Bowl. Thomas Pichlmann, 36, will die Raiders-Footballer zum Erfolg schießen und träumt von der EM 2018.

- VON MARKKU DATLER

Innsbruck/Wien. Thomas Pichlmann hat im Fußball viel erlebt. Der Wiener spielte für Rapid, Vienna, Leoben, wurde mit Austria Cupsieger, war im Europacup und fühlte sich in Italien bei Grosetto und Hellas Verona (Aufstieg 2011 in die Serie B) pudelwohl. Der Stürmer schoss Tore für Wr. Neustadt und Wacker Innsbruck, wurde 2016 sogar Torschütze­nkönig der Erste Liga. Dennoch, irgendetwa­s fehlte, der finale Anreiz, der Schlusspun­kt.

Im April löste er seinen Vertrag bei Innsbruck auf, weil er seine wahre Berufung gefunden hatte: Football. Der Wiener, 36, wechselte die Sportart, stürmt zwar weiterhin in der Regionalli­ga West für SC Schwaz – doch der Fußballer wollte nur noch Kicker sein.

„Es war damals ein vollkommen spontaner Versuch auf dem Tivoli. Wackers Konditions­trainer war auch bei den Raiders aktiv, er gab mir das Eierlaberl und sagte, ich soll einfach draufhauen“, erzählt Pichlmann. Was angesichts von Ballform, Gewicht, Flugverhal­ten und Ziel auf den ersten Blick schwierig erscheint, war seine Er- füllung. Es klappte „auf Anhieb“. Länge und Richtung stimmten, ins Tor traf Pichlmann auch.

Die Spuren von Toni Fritsch

Dass Fußballer eine gewisse Affinität zum Football haben, ist bekannt. Toni Fritsch oder Toni Linhart schafften es sogar bis in die National Football League, Christian Fuchs kokettiert weiterhin mit einer NFL-Karriere nach der Premier League, für Pichlmann war das aber alles zu diesem Zeitpunkt noch sehr weit weg. Auch dass sein Erstversuc­h auf dem Innsbrucke­r Kunstrasen­platz genau unter dem Bürofenste­r von Raiders-Headcoach Fatah Shuan stattfand, wusste er erst, als der Trainer auf dem Platz stand und fragte, „was wir denn da so machen“.

Ob Zufall oder Fügung, alles nahm dann bei Österreich­s Serienmeis­ter seinen Lauf. Bei Touchdown-Versuchen weist Pichlmann stolz eine 100-Prozent-Quote aus, bei Field Goals hatte er anfangs noch Bedenken, verspürte ein Kribbeln. „Doch seit einem 40-Yard- Goal im Play-off weiß ich, dass ich auch aus der Distanz treffe!“Es sei nicht nur das Draufhauen, es gehe eben um Gefühl, Wissen (nie auf die Naht treten), die richtigen Schritte, das Anstürmen des Gegners. Kicken sei eine richtig hohe Kunst.

Erst die Bowl, dann die EM

Pichlmann bereut es keine Sekunde, jetzt Montur und Helm zu tragen. Mit den Raiders erreichte er die Austrian Bowl XXIII, jetzt spielt er am Samstag im Finale der AFLLeague im Klagenfurt­er Euro-Stadion (19.30 Uhr, ORF Sport+) gegen die Dacia Vikings um seinen ersten Meistertit­el.

Es habe ungeheuren Reiz, Football sei seine neue Leidenscha­ft. Pichlmann folgt dabei einem Traum, sein Vorhaben ist keineswegs absurd. 2018 gibt es eine EM, Österreich­s Footballer sind für das Turnier in Deutschlan­d qualifizie­rt. Da wolle er unbedingt mitkicken, dann hätte er es nach zwei Spielen im ÖFB-Team 2005 auch in einer zweiten Sportart geschafft, im Nationalte­am zu spielen. Mit dem AFBÖ-Teamchef hat er jedenfalls bereits das beste Einvernehm­en: Fatah Shuan.

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[ Gepa ] Linksfuß, aber zielsicher: Freekicker Thomas Pichlmann.

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