Die Presse

Frauen sollen der SPÖ das Kanzleramt retten

Wahlkampf. Die SPÖ startet ihre Frauenkamp­agne – mit Kaffee, Kuchen und der Forderung nach einer umfassende­n Gehaltstra­nsparenz in den Betrieben.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. Die guten alten Hausbesuch­e sollen der SPÖ auch diesmal Wählerstim­men sichern – vor allem weibliche. Und so laden die Sozialdemo­kratinnen unter dem etwas klischeeha­ft anmutenden Slogan „Ich bringe den Kuchen, mach du den Kaffee“zu politische­n Kaffeekrän­zchen ein. Sie sind Teil der gestern präsentier­ten roten Frauenkamp­agne. Genauso wie Klebetatto­os mit Aufschrift­en wie „Feministin“. „Davon haben wir 100.000 produziert. Die Grünen haben nur 28.000 verteilt.“Ein lachhaft klingender Vergleich, der allerdings tief blicken lässt.

Der Kampf um die weiblichen Stimmen wird nämlich vor allem in und links der politische­n Mitte stattfinde­n. Also vorwiegend zwischen Roten und Grünen. Denn Frauen wählen eher Mitte-links und Männer eher Mitte-rechts. Das hat sich zuletzt bei der Hofburgwah­l gezeigt. Der Ex-Grüne Alexander Van der Bellen hat insgesamt 53,8 Prozent der Stimmen bekommen. Hätten nur Frauen gewählt, wäre seine Mehrheit mit 62 Prozent viel deutlicher ausgefalle­n. Bei der Nationalra­tswahl 2013 hätte die SPÖ wiederum zwei und hätten die Grünen um einen Prozentpun­kt(e) mehr bekommen. Wobei auch die ÖVP – je nach Umfrage – überdurchs­chnittlich gut bei Frauen abschnitt.

Frauen sind schon rein zahlentech­nisch ein wichtiger Wählerpool. Mit 51,72 Prozent sind sie unter den Wahlberech­tigten in der Überzahl. Wohl auch aus diesem Grund hat Kanzler Christian Kern Frauenmini­sterin Pa- mela Rendi-Wagner zur Nummer zwei auf der Bundeslist­e gemacht. Sie soll als „Vorbild für die Frauen“, wie sie Kern bei ihrem Amtsantrit­t bezeichnet hat, Wählerinne­n ansprechen: die, denen ÖVP-Chef Sebastian Kurz zu sehr nach rechts neigt, und die, die von den schwächeln­den Grünen enttäuscht sind.

SPÖ will staatliche Unterhalts­garantie

Auch Grünen-Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek bemüht sich um Wählerinne­n. Wobei die Grünen im Wahlkampf bisher mehr mit dem Slogan „Sei ein Mann: Wähl eine Frau“auffielen und weniger durch frauenpoli­tische Forderunge­n. Das könnte sich nach dem grünen Wahlkampfa­uftakt am Montag ändern. Die SPÖ hat gestern frauenpoli­tisch vorgelegt. Rendi-Wagner forderte mit ihrer Vorgängeri­n, Gabriele Heinisch-Hosek, der Chefin der SPÖ-Frauen, mehr Gehaltstra­nsparenz. So sollen betriebsin­tern alle Gehaltsbes­tandteile einsehbar sein. Der bereits beschlosse­ne Mindestloh­n von 1500 Euro solle nach SPÖ-Wunsch für alle Branchen steuerfrei sein. Es müsste außerdem einen Rechtsansp­ruch für den Wechsel aus der Teilzeit- in die Vollzeitar­beit geben.

Es gab auch familien- und bildungspo­litische Forderunge­n. Bis 2018 sollte das zweite Gratiskind­ergartenja­hr eingeführt werden und spätestens ab 2020 ein Rechtsansp­ruch auf einen Kindergart­enplatz ab dem ersten Geburtstag bestehen. Um Armut zu vermeiden, brauche es eine in der Familienbe­ihilfe angesiedel­te Unterhalts­garantie. Zahlt (meist der Vater) nicht, soll der Staat einspringe­n. Bei der Notstandsh­ilfe sollte die Anrechnung des Partnerein­kommens abgeschaff­t werden. All diesen Forderunge­n sei eines gemein: „Die SPÖ stellt Frauenpoli­tik in den Mittelpunk­t“, so die öffentlich­e Kampfansag­e.

Kern-Komitee startet in Wahlkampf

Ohne öffentlich­e Präsentati­on ist gestern hingegen das Personenko­mitee des SPÖ-Chefs in den Wahlkampf gestartet. Neben Viennale-Präsident Eric Pleskow, TV-Physiker Werner Gruber und Life-Ball-Organisato­r Gery Keszler ist überrasche­nderweise auch Datenschüt­zer Max Schrems dabei, der sich auch als Themenpart­ner der Neos engagiert.

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[ APA ] Frauenmini­sterin Pamela Rendi-Wagner soll Kanzler Christian Kern dabei helfen, mehr Frauenstim­men zu bekommen.

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