Die Presse

Wie die ÖVP zu zwei Generalsek­retären kam

Hintergrun­d. Elisabeth Köstinger teilt sich den Job mit Stefan Steiner.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Wer zuletzt einen Blick auf die ÖVPHomepag­e geworfen hat, wird vielleicht ein wenig verwundert gewesen sein. Dort steht nämlich, dass Elisabeth Köstinger nicht die einzige Generalsek­retärin der Partei ist. Neben ihr wird noch eine weitere Person angeführt. Es handelt sich um Stefan Steiner, einen langjährig­en Weggefährt­en des Parteiobma­nns. Im Integratio­nsstaatsse­kretariat war Steiner Büroleiter von Sebastian Kurz, später wurde er Chef der neuen Integratio­nssektion im Außenminis­terium. Unter dem Minister Sebastian Kurz.

Hat der neue ÖVP-Chef also still und heimlich einen zweiten Generalsek­retär installier­t? Das nicht, aber sonderlich offensiv wurde die Personalie jedenfalls nicht kommunizie­rt. Ende Mai, nach dem Rücktritt von Reinhold Mitterlehn­er, wurde zunächst nur Köstinger als neue Generalsek­retärin – und Nachfolger­in von Werner Amon – vorgestell­t. Mit Axel Melchior, einem Kurz-Vertrauten aus der Jungen ÖVP, bekam sie einen Bundesgesc­häftsführe­r zur Seite gestellt, der sich um die Parteifina­nzen und die interne Kommunikat­ion kümmert. Von Stefan Steiner war da noch keine Rede.

Kurz wollte die Partei nicht überforder­n

Am 11. Juni, nach der Sitzung des Parteivors­tandes, teilte die ÖVP dann in einer knappen Pressemitt­eilung mit, dass auch Andreas Ottenschlä­ger und Stefan Steiner Aufgaben in der Partei übernähmen. Ottenschlä­ger, Nationalra­tsabgeordn­eter und Unternehme­r, werde anstelle von Peter Haubner Finanzrefe­rent. Und Steiner ziehe „in die Leitung der Bundespart­ei“ein, wo er sich um „inhaltlich­e Programmat­ik und Strategie“kümmern werde. Das Wort Generalsek­retär stand da noch nirgends.

Aus der ÖVP heißt es nun: Stefan Steiner sei am 11. Juni vom Parteivors­tand offiziell zum Ko-Generalsek­retär ernannt worden. Warum er dann nicht gleichzeit­ig mit Köstinger in diese Funktion gekommen sei? Weil die Personalen­tscheidung­en eben erst nach und nach getroffen worden seien.

In der Partei kursiert noch ein anderes Erklärungs­modell: Kurz habe intern nicht den Eindruck erwecken wollen, als drehe er von heute auf morgen alles in der Partei um – schon gar nicht vor den Landespart­eichefs, denen er ohnehin schon viele (personelle) Zugeständn­isse abgerungen hatte. So habe er seine Vertrauens­leute in mehreren Etappen an zentralen Stellen in der Partei untergebra­cht, zuletzt seinen engsten Mitarbeite­r Steiner. Allerdings steht der 39-jährige Niederöste­rreicher auch nicht gern in der Öffentlich­keit. Dass er jemals ein Interview gegeben hätte, ist nicht bekannt.

Programm von Steiner

Dementspre­chend wurden auch die Aufgaben in der Lichtenfel­sgasse verteilt. Köstinger ist die „Außenminis­terin“der Parteizent­rale und leitet formal den Wahlkampf. Steiner bleibt im Hintergrun­d, kümmert sich um die Strategie und gibt die inhaltlich­e Linie vor. Das Wahlprogra­mm der ÖVP, dessen erster Teil nächste Woche präsentier­t werden soll, wahrschein­lich am Dienstag, stammt maßgeblich aus seiner Feder.

Für die Kampagne, insbesonde­re für die Wählermobi­lisierung, haben sich die beiden Generalsek­retäre Verstärkun­g von außen geholt. Der Unternehme­r Philipp Maderthane­r ist für das Türkis der „neuen Volksparte­i“und die Plakate zumindest mitverantw­ortlich. Die Usancen in der Partei kennt er auch. Unter Josef Pröll war Maderthane­r nämlich Marketingc­hef der ÖVP.

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[ ÖVP ] ÖVP-General mit Verspätung: Stefan Steiner.

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