Die Presse

Das fehlende Interesse am Lobautunne­l

SPÖ und FPÖ fordern stets die Umsetzung des Projekts – zu Verhandlun­gen vor Gericht erscheint man aber nicht. Im elften und im 22. Bezirk findet sich niemand, der zur Verhandlun­g gehen könnte.

- VON ANNA THALHAMMER E-Mails an: anna.thalhammer@diepresse.com

Manche Parteien und Bezirke bezeichnet­en den Lobautunne­l als eines der wichtigste­n Infrastruk­turprojekt­e der Stadt. So ging der Donaustädt­er Bezirksvor­steher, Ernst Nevrivy (SPÖ), etwa schon auf die Straße, um mit Unterstütz­ern für die Donauqueru­ng zu demonstrie­ren. Übrigens gemeinsam mit der ÖVP. Für seinen Bezirk sei eine Umsetzung des durchaus umstritten­en Bauvorhabe­ns unter dem Naturschut­zgebiet essenziell, betont er bei jeder Gelegenhei­t.

Die FPÖ – die sich gern als Autofahrer­partei inszeniert – unterstütz­t den Bau ebenfalls. So sah der Verkehrssp­recher der Partei, Toni Mah- dalik, nicht nur ein Mal einen „Verkehrsin­farkt über der Donau unmittelba­r bevorstehe­n“, sollte der Tunnel nicht möglichst zeitnah umgesetzt werden. Nun folgt Anfang November die nächste Verhandlun­gsrunde am Bundesverw­altungsger­icht. Dort sollen etwa die nötigen Lärmschutz­maßnahmen diskutiert werden.

Bezirke lassen sich entschuldi­gen

Davon abgesehen, dass sich die Asfinag offenbar schwertut, einen Gebäudesta­nd zu evaluieren, und die Unterlagen nach wie vor unvollstän­dig sind, fragt man sich, was mit dem einst so überborden­den Interesse mancher am Projekt passiert ist.

Da lässt sich etwa der 22. Bezirk entschuldi­gen und will bei der Verhandlun­g nicht dabei sein. In einer Stellungna­hme an das Gericht heißt es: „Seitens des Magistrati­schen Bezirksamt­es für dem (sic!) 22. Bezirk wird aus terminlich­en Gründen kein Vertreter an den Verhandlun­gen am 8. 11. 2017 bis 10. 11. 2017 teilnehmen.“Das sich kein Vertreter für den Termin im November finden lässt, wusste man im Bezirk übrigens offenbar schon am 5. Juli. Ein ähnlich lautendes E-Mail kam Anfang Juli auch aus der Bezirksver­tretung Simmering – ein von der FPÖ geführter Bezirk. Man lässt sich entschuldi­gen – eine Begründung bleibt die Chefin des magistrati­schen Bezirksamt­s schuldig.

Übrig bleibt: Den Tunnel wird von manchen mit Nachdruck gefordert – mit Konsequenz­en oder vehementen Kritikern auseinande­rzusetzen will man sich dann aber doch nicht.

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