Die Presse

Wie man ein Paket nicht empfängt

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

S agen

Sie nicht, so etwas tut man nicht, denn es macht sicher jeder ab und zu, der Papiercont­ainer verrät alles. Natürlich will man nicht, dass klassische Geschäfte aussterben und so weiter. Aber dann gibt es etwas Bestimmtes eben online, es ist sehr praktisch, und schon hat man bestellt (wobei das „mit einem Klick“ein Scherz sein muss). Es könnte alles so einfach sein.

Da aber zu den Zeiten, in denen Pakete zugestellt werden, selten jemand zu Hause ist, ist es schon einmal erfreulich, wenn die Benachrich­tigung gelb ist und im Postkasten liegt. Denn die Selbstabho­lstationen in den Postämtern funktionie­ren im Vergleich zu früher tadellos. Die Erinnerung an den bedrückten Angestellt­en, der, nachdem man eine halbe Stunde in der Schlange gewartet hat, nach einem Blick auf den Schein tief geseufzt hat, im Lager verschwund­en und nie mehr wiedergeko­mmen ist, ist auch nach Jahren noch recht frisch.

Nun gibt es aber auch alternativ­e Zusteller, die ihre Zettel irgendwo an die Wand oder am besten gleich an die Haustür picken. Wenn die liebe Nachbarin, die völlig uneigennüt­zig die Pakete der Umgebung annimmt, stapelt und verteilt, nicht da ist, muss das Bestellte, das man eh schon bereut, in irgendeine­m obskuren Geschäft in einer Reichweite von mehreren Kilometern abgeholt werden. Eine gute Gelegenhei­t, die Gegend abseits der ausgetrete­nen Pfade kennenzule­rnen. Leider ist das Geschäft „heute geschlosse­n“, aber schon ein paar Tage später klappt es.

Ein netter Mensch, der sonst „Fidget Spinner“verkauft, übergibt mir ein leichtes, aber riesiges Paket. Hier war ein Verpackung­skünstler beteiligt. Nein, ich bin nicht mit dem Auto da, es gibt in diesem Bezirk nicht einen freien Parkplatz, nie. Darf ich auspacken und den Karton bitte da lassen? Ach so, das wollen alle. Also umklammert man die unförmige Kiste, stolpert nach Hause und denkt daran, dass man Pakete und Wassermelo­nen nicht mit Anmut tragen kann, und es ist alles fast schon wieder lustig.

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