Erleuchtete Autozukunft: Kristall ist das neue Chrom
Erste Fahrt. Kennenlernen mit einer hellen, freundlichen Autozukunft: Skodasˇ Vision E ist die erste fahrbereite Konzeptstudie auf der künftigen Elektroplattform des Volkswagen-Konzerns. Wir durften bereits ans Steuer und durch eine Halle surren.
Mlada´ Boleslav. Es ist nicht so, dass Karl Neuhold Chrom nicht schätzen würde. Für den Österreicher, der bei Skodaˇ für das Karosseriedesign verantwortlich ist, bieten die Leuchtelemente aber einfach mehr Möglichkeiten.
An der Konzeptstudie Vision E hat er sie deswegen schon einmal üppig angebracht. Es sind keine LED-Bänder, wie sie gerade so angesagt sind. Stattdessen schlägt Neuholds Lösung aus böhmischem Kristall eine Brücke von der Handwerkstradition in die Zukunft. Der so erstrahlende ElektroSkodaˇ begrüßt beim Öffnen mit einem grünen O.k.-Signal am seitlichen Leuchtband, dann mit rotem Warnlicht – weil die gegenläufig angeschlagenen Türen elektrisch aufschwingen.
Die Konzeptstudie verzichtet auf eine B-Säule, ein ewiger Designertraum, den in der Realität meist Crashtestnormen vermiesen. An frühe Science-Fiction-Ausstattung erinnern die Sitzschalen, dazu sind sie nach außen drehbar und als Draufgabe auch noch außerordentlich bequem. Der Mix aus weißem Leder, leichtem grauen Baumwollstoff und petrolfarbiger Seide zusammen mit weiteren Lichtbändern und Flächen mit diskreter Hintergrundbeleuchtung schafft eine helle, angenehme Atmosphäre – auch dank der weit nach hinten gezogenen Frontscheibe nach Helikopterart.
Mit einem Druck auf die Starttaste wird der Vision E aktiviert, und die drei großen Bildschirme im volldigitalisierten Cockpit erwachen. Noch spielen sie aber ein Demoprogramm ab, andere Funktionen sind noch nicht freigeschaltet. Dafür funktioniert die Antriebstechnik bereits vollständig und gibt einen Ausblick, wie sich die elektrische Zukunft nach dem Gusto des Volkswagen-Konzerns und auf dessen künftiger E-Plattform anfühlen wird. Nach den ers- ten Runden mit der Skoda-ˇVariante davon: Angenehm unspektakulär. Funktion und Bedienbarkeit entsprechen dem heute gängigen Standard – was dazukommt, ist das Pronto-Ansprechverhalten der E-Motoren.
In Skodasˇ blechgewordener Vision sind es gleich zwei, je einer an Vorder- und Hinterachse, mit einer Gesamtleistung von 306 PS. Sie haben selbst mit der schon dank des Kristallschmucks vermutlich recht schwergewichtigen Konzeptstudie keinerlei Mühe, dazu ist die Motorbremswirkung im Gegensatz zu anderen E-Vehikeln moderat, die Betriebsbremse aber kräftig und gut dosierbar.
Handling und Fahrkomfort sind tadellos, nur die etwas üppige Showbereifung lässt die Lenkung indirekter erscheinen, als sie es von der Übersetzung her wohl wäre. Für eine Konzeptstudie ist der Vision E insgesamt ungewöhnlich ausgereift und weit entwickelt. Laut Designer Neuhold sind derzeit zwei Folgeentwürfe in der engeren Wahl für das Serienmodell. Der Designfreeze, also der Zeitpunkt, an dem ein Entwurf fixiert wird, ist für Mitte kommenden Jahres geplant. Bis dahin und dann noch mehr bis zum Start von Fertigung und Verkauf 2020 folgt das große Ringen zwischen Designern, Technikern und vor allem Buchhaltern, wie viele Konzeptdetails es in die Serie schaffen. Schließlich hat Skodaˇ gemäß dem hauseigenen Mehrwertgedanken eine Art Volkselektroauto im Sinn.
Darüber, ob die Demokratisierung der E-Mobilität gelingt, wird am Ende aber die Preisfrage entscheiden. (pab)