„Ich weiß mit Druck umzugehen“
WM-Qualifikation. In Wales, in dieser Frage herrscht Einigkeit, braucht es einen Marko Arnautovi´c in Hochform. Der Wiener, 28, steht als teuerster Österreicher aller Zeiten besonders in der Auslage.
Wien. Marko Arnautovic´ und die Medien, das ist und bleibt eine ganz spezielle Beziehung. „Da kommen meine Lieblinge“, begrüßte der 28-Jährige Donnerstagmittag die anwesende Journalistenschar im Wiener Hotel Courtyard. Arnautovic,´ das weiß man in Mailand genauso wie in Bremen, ist immer für einen flotten Spruch zu haben, nicht selten entgleitet ihm ein solcher unbewusst. Der Floridsdorfer hat unbestritten Showman-Potenzial, auf dem und genauso auch abseits des Rasens.
Seit wenigen Wochen ist Arnautovic´ zudem der teuerste Fußballer Österreichs. Der Flügelstürmer war im Sommer nach vier Jahren bei Stoke City um rund 27,9 Millionen Euro zu West Ham United gewechselt. „Wenn man das hört, ist das etwas Schönes“, sagt der ÖFB-Teamspieler, auf seinen Rekordtransfer angesprochen. So viel Geld zu lukrieren, sei ein Zeichen der Wertschätzung, „und es ist eine Auszeichnung für meine Familie. Durch sie bin ich dort, wo ich bin.“Die Entscheidung, sich dem Londoner Traditionsverein anzuschließen, sei ihm nicht allzu schwer gefallen. Nicht nur das üppige Gehalt soll ausschlaggebend gewesen sein. Arnautovic´ möchte eines verstanden wissen: „West Ham hat mir ein gutes Gefühl gegeben, ich sehe viel Qualität in dieser Mannschaft.“
Markos „Haters“
Der Abschied aus Stoke hätte jedoch stilvoller ablaufen können. Man sei nach dem Wechsel nicht besonders gut auf ihn zu sprechen gewesen, berichtet Arnautovic:´ „Dass sie sauer sind, ist normal. Aber eines verstehe ich nicht: Ich bin längst weg, aber man redet immer noch von mir.“
Noch hat sich der Rekordeinkauf für West Ham nicht rentiert. Gleich in der zweiten PremierLeague-Partie in Southampton sah der Wiener für eine Tätlichkeit die Rote Karte, er fasste eine DreiSpiele-Sperre aus. Ein katastrophaler Einstand, der seine Kritiker um- gehend auf den Plan rief. Dabei wollte sich Arnautovic´ bei den „Hammers“schnellstmöglich beweisen, sich einbringen. „Die ersten Stunden und Tage danach waren hart.“Zwei Spiele Sperre hat der Sündenbock nun abgesessen, der Klub steht noch ohne Punkte am Tabellenende.
Dass er bei West Ham besonders im Fokus stehe und sich mit Ausschlüssen oder schlechten Leistungen noch schneller angreifbar macht, will Arnautovic´ nicht überbewerten. „Du hast immer , Haters‘, die haben auch die besten Spieler der Welt, aber ich weiß mit Druck umzugehen. Ich konzentriere mich nur auf den Fußball und nicht darauf, was Menschen sagen, schreiben oder meinen.“
Nicht nur auf Vereinsebene, auch im Nationalteam war Arnautovic´ zuletzt nicht spielberechtigt. Beim 1:1 in Irland fehlte der Angreifer wegen einer GelbSperre, Kreativität und Torgefahr des Wieners sollen nun beim WM-Qualifikations-Showdown am Samstag (20.45 Uhr, live, ORF eins) in Wales von entscheidender Bedeutung sein. Die womöglich fehlende Spielpraxis in der noch jungen Saison sei kein Problem, die Form stimme. „Ich bin voll fit, fühle mich bereit.“An das 2:2 aus dem Hinspiel in Wien vor elf Monaten hat der Doppeltorschütze grundsätzlich gute Erinnerungen. „Wir haben dieses Spiel dominiert, hätten es verdient, zu gewinnen.“
Keine Hochrechnungen
Mit sämtlichen Eventualitäten vor dem Anpfiff will sich der EnglandLegionär nicht beschäftigen, sie seien schlichtweg Zeitverschwendung. „Wir haben oft genug über Hochrechnungen gesprochen, aber niemand kann sagen, wie dieses Spiel am Samstag enden wird. Nicht wir, auch nicht die Waliser.“Man sei deshalb gut beraten, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, Ablenkungen jeglicher Art zu vermeiden. „Wir werden 100 Prozent geben, das kann ich versichern. Jeder muss für den anderen bis zum Umfallen kämpfen.“