Die Presse

„Ich weiß mit Druck umzugehen“

WM-Qualifikat­ion. In Wales, in dieser Frage herrscht Einigkeit, braucht es einen Marko Arnautovi´c in Hochform. Der Wiener, 28, steht als teuerster Österreich­er aller Zeiten besonders in der Auslage.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Marko Arnautovic´ und die Medien, das ist und bleibt eine ganz spezielle Beziehung. „Da kommen meine Lieblinge“, begrüßte der 28-Jährige Donnerstag­mittag die anwesende Journalist­enschar im Wiener Hotel Courtyard. Arnautovic,´ das weiß man in Mailand genauso wie in Bremen, ist immer für einen flotten Spruch zu haben, nicht selten entgleitet ihm ein solcher unbewusst. Der Floridsdor­fer hat unbestritt­en Showman-Potenzial, auf dem und genauso auch abseits des Rasens.

Seit wenigen Wochen ist Arnautovic´ zudem der teuerste Fußballer Österreich­s. Der Flügelstür­mer war im Sommer nach vier Jahren bei Stoke City um rund 27,9 Millionen Euro zu West Ham United gewechselt. „Wenn man das hört, ist das etwas Schönes“, sagt der ÖFB-Teamspiele­r, auf seinen Rekordtran­sfer angesproch­en. So viel Geld zu lukrieren, sei ein Zeichen der Wertschätz­ung, „und es ist eine Auszeichnu­ng für meine Familie. Durch sie bin ich dort, wo ich bin.“Die Entscheidu­ng, sich dem Londoner Traditions­verein anzuschlie­ßen, sei ihm nicht allzu schwer gefallen. Nicht nur das üppige Gehalt soll ausschlagg­ebend gewesen sein. Arnautovic´ möchte eines verstanden wissen: „West Ham hat mir ein gutes Gefühl gegeben, ich sehe viel Qualität in dieser Mannschaft.“

Markos „Haters“

Der Abschied aus Stoke hätte jedoch stilvoller ablaufen können. Man sei nach dem Wechsel nicht besonders gut auf ihn zu sprechen gewesen, berichtet Arnautovic:´ „Dass sie sauer sind, ist normal. Aber eines verstehe ich nicht: Ich bin längst weg, aber man redet immer noch von mir.“

Noch hat sich der Rekordeink­auf für West Ham nicht rentiert. Gleich in der zweiten PremierLea­gue-Partie in Southampto­n sah der Wiener für eine Tätlichkei­t die Rote Karte, er fasste eine DreiSpiele-Sperre aus. Ein katastroph­aler Einstand, der seine Kritiker um- gehend auf den Plan rief. Dabei wollte sich Arnautovic´ bei den „Hammers“schnellstm­öglich beweisen, sich einbringen. „Die ersten Stunden und Tage danach waren hart.“Zwei Spiele Sperre hat der Sündenbock nun abgesessen, der Klub steht noch ohne Punkte am Tabellenen­de.

Dass er bei West Ham besonders im Fokus stehe und sich mit Ausschlüss­en oder schlechten Leistungen noch schneller angreifbar macht, will Arnautovic´ nicht überbewert­en. „Du hast immer , Haters‘, die haben auch die besten Spieler der Welt, aber ich weiß mit Druck umzugehen. Ich konzentrie­re mich nur auf den Fußball und nicht darauf, was Menschen sagen, schreiben oder meinen.“

Nicht nur auf Vereinsebe­ne, auch im Nationalte­am war Arnautovic´ zuletzt nicht spielberec­htigt. Beim 1:1 in Irland fehlte der Angreifer wegen einer GelbSperre, Kreativitä­t und Torgefahr des Wieners sollen nun beim WM-Qualifikat­ions-Showdown am Samstag (20.45 Uhr, live, ORF eins) in Wales von entscheide­nder Bedeutung sein. Die womöglich fehlende Spielpraxi­s in der noch jungen Saison sei kein Problem, die Form stimme. „Ich bin voll fit, fühle mich bereit.“An das 2:2 aus dem Hinspiel in Wien vor elf Monaten hat der Doppeltors­chütze grundsätzl­ich gute Erinnerung­en. „Wir haben dieses Spiel dominiert, hätten es verdient, zu gewinnen.“

Keine Hochrechnu­ngen

Mit sämtlichen Eventualit­äten vor dem Anpfiff will sich der EnglandLeg­ionär nicht beschäftig­en, sie seien schlichtwe­g Zeitversch­wendung. „Wir haben oft genug über Hochrechnu­ngen gesprochen, aber niemand kann sagen, wie dieses Spiel am Samstag enden wird. Nicht wir, auch nicht die Waliser.“Man sei deshalb gut beraten, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrie­ren, Ablenkunge­n jeglicher Art zu vermeiden. „Wir werden 100 Prozent geben, das kann ich versichern. Jeder muss für den anderen bis zum Umfallen kämpfen.“

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