Rückendeckung für den Bankdrücker
Deutschland. Beim FC Bayern gerät Thomas Müller aufs Abstellgleis. In der Nationmannschaft herrscht darüber Unverständnis, Manager Oliver Bierhoff richtet vor dem WM-Qualifikationsspiel in Prag einen Appell an die Münchner.
Prag/Wien. „Müller spielt immer.“Louis van Gaal hatte diesen Satz einmal ausgesprochen. Doch er gilt nicht mehr. Zumindest nicht bei Bayern München. Unter Trainer Carlo Ancelotti ist Thomas Müller, 27, nicht mehr erste Wahl. „Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will. Aber meine sind anscheinend nicht hundertprozentig gefragt“, meinte Müller nach dem jüngsten 2:0-Sieg bei Werder Bremen spontan. Schon vergangene Saison kam er nur in zwei Dritteln aller Pflichtspiele zum Einsatz, nun gerät er weiter aufs Abstellgleis.
Zum Unverständnis von Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Nationalmannschaft. Er stärkt Müller den Rücken, nicht ohne dabei auch leise Kritik am FC Bayern zu üben. „Thomas Müller ist ein- zigartig“, appellierte er an den Verein, sich die Bedeutung des Weltmeisters stärker bewusst zu machen. „Wegen ihm kommen die Leute ins Stadion. Er hat unglaublich viel erreicht und eine unglaublich hohe Qualität. Gerade als Stürmer brauchst du Rückendeckung.“Im Nationalteam sei der Angreifer auch vor dem Spiel gegen Tschechien in Prag (20.45 Uhr, live, RTL) und drei Tage später gegen Norwegen in Stuttgart „eine feste Größe“, stellte Bierhoff klar.
In der laufenden WM-Qualifikation hat der 85-fache Nationalspieler fünf von sechs Partien bestritten und dabei als erfolgreichs- ter deutscher Torschütze fünfmal getroffen. Gegen Tschechien schoss er beim 3:0 im Hinspiel vor elf Monaten zwei Tore.
DFB-Chefcoach Joachim Löw hat vor der Mission WM-Titelverteidigung in Russland 2018 den größten Konkurrenzkampf in seiner 2006 begonnenen Amtszeit ausgerufen. Müller aber kann beruhigt bleiben. Löw informierte sich lang und intensiv beim Angreifer. „Ich weiß nicht, ob er Selbstvertrauen tanken muss. Er hat jetzt bei Bayern einmal nicht von Anfang an gespielt, okay. Aber bei uns hat er ja immer seine Leistungen gezeigt“, erklärte Löw. „Er hat immer viele Tore erzielt. Er ist ein unheimlich positiver Faktor in unserem Team. Er ist ein Führungsspieler.“Und heute in Prag jedenfalls gesetzt. (joe)