Wer Sabine Haag als Generaldirektor des KHM folgt
Die neue künstlerische Leitung des Kunsthistorischen Museums wird heute bekannt gegeben. Es wird wohl jemand aus dem Ausland werden. Diese Wahl könnte das kulturpolitische Vermächtnis von Drozda werden.
Während für das Metropolitan Museum in New York händeringend eine Direktorin gesucht wird, hat Kulturminister Thomas Drozda dieses Problem bei der Nachbesetzung des Kunsthistorischen Museums nicht – die Frauenquote bei den Bundesmuseen ist vorbildlich. Heikel ist eher der Zeitpunkt. Er stimmt verdächtig. Schnell noch vor der Wahl will Drozda seine zumindest in dieser Legislaturperiode letzte große Personalentscheidung verkünden. Er verfügt über die größte Macht, die ein Kulturpolitiker heute hat, nämlich die übers Personal. Diese kostete er weid- lich aus – er prägte die Geschicke von Kulturdampfern wie Belvedere, Staatsoper und schließlich noch des KHM.
Aus seinen bisherigen Entscheidungen kann man lesen, dass Vertragsverlängerungen seinem Gestalterwillen nicht unbedingt entgegenkommen. Des Weiteren scheinen sowohl Stella Rollig im Belvedere als auch Bogdan Rosˇciˇc´ in der Staatsoper zum einen Teil aus politischer Raison bestellt worden, zum anderen Teil nicht unbedingt Drozdas höchst eigene Entscheidungen gewesen zu sein, hört man. Der Kanzler sollte allerdings zur Zeit andere Sorgen haben. Und seine Machtposition in der Regierung hat Drozda in jüngster Zeit massiv ausgebaut. Die Besetzung der KHM-Spitze ist also die Krönung seines kulturpolitischen Ehrgeizes. Den hat er tatsächlich, abgerechnet aller parteipoliti- scher Ränke könnte man ihm sogar eine Vision zugestehen.
Etwas, womit die aktuelle KHMGeneraldirektorin, Sabine Haag, nicht unbedingt brilliert hat. Zwar holte sie die zeitgenössische Kunst auf entsprechend hohem Niveau ins Haus. Das wird – neben der Neueröffnung der Kunstkammer – der Verdienst ihrer Ära sein. Das übrige Programm fühlte sich jedoch mehr nach Pflicht als nach Kür an. Vor allem neben der starken Konkurrenz von Albertina und Belvedere versank das KHM zuletzt in einen zwar seriösen, dennoch aber in einen Dornröschenschlaf.
Wer es wachküssen wird? Mit der Größe dieses Hauses vertraute und in der altmeisterlichen Materie erfahrene Manager wird man in Österreich schwer finden. Von den 15 eingegangenen Bewerbungen stammen trotz- dem zehn aus dem Inland. Also hat Drozda entweder ein Risiko eingehen oder selbstständig im Ausland suchen müssen. Etwa in exzeptionell erfolgreichen Museen wie dem Van-Gogh-Museum Amsterdam (Axel Rüger). Oder nach erfolgreichen Auslandsösterreichern (außer Max Hollein, der mit seiner Rückkehr wohl bis zur Pensionierung wartet). Es wartet aber auch der Ex-Direktor des OÖ Landesmuseums, Peter Assmann, der (wieder) den Palazzo Ducale in Mantua leitet. Eine Intrige führte zur gerichtlichen Aushebelung seiner Berufung. Das Urteil wurde zwar vorübergehend außer Kraft gesetzt. Ein letztes Wort steht aber aus. Muss auch nicht lustig sein. Aber was ist das schon? Außer die weise Besetzung von Museumsdirektionen.