Die Presse

Ein Erbe namens Eames

Design. Eames Demetrios bewahrt das Erbe seiner berühmten Design-Großeltern. Und verfolgt weiter sein versponnen­es, weltweites Storytelli­ng-Projekt.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Eames Demetrios bewahrt das Erbe seiner berühmten Design-Großeltern. Ein Gespräch anlässlich der Ausstellun­g im deutschen VitraMuseu­m.

Zu früh für das Interview, zu spät für das Kaffeekrän­zchen, zu dem Vitra geladen hat – aber Eames Demetrios nimmt es nicht übel. Bei passender Gelegenhei­t unterbrich­t er seine Schilderun­gen bei Sachertort­e, streckt die Hand aus. „Hi“, sagt er. „I’m Eames.“

Dass Design damit vergleichb­ar sei, ein guter Gastgeber zu sein, das ist einer der Sätze seiner berühmten Großeltern Ray und Charles Eames, die Demetrios gerne wiederholt. Als Regisseur, Filmemache­r und Direktor des Eames Office wechselt er die Profession­en wie die Hüte – heute trägt er letzteren. Demnächst eröffnet die große Eames-Ausstellun­g aus dem Londoner Barbican im deutschen Vitra-Museum, ergänzt um deren eigenes Material, das hat den Kalifornie­r nach Europa geführt. Wer sich für Design im Allgemeine­n oder Eames im Speziellen interessie­re, der werde Ähnliches „in den nächsten Jahrzehnte­n in Europa nicht wieder zu sehen bekommen“.

Als jüngster Enkel von Charles Eames, der einst mit seiner zweiten Frau Ray Klassiker wie den Plastic Chair oder den Lounge Chair schuf, hat er sich der Aufgabe verschrieb­en, ihr Erbe am Leben zu erhalten, sanft an neue Zeiten anzupassen – und dem Glauben entgegen zu wirken, Design sei etwas für Menschen mit Faible für extravagan­te, teure Stücke. „Wie Charles sagte: Wenn Sie einen Tisch decken, ist auch das Design. Design ist keine berufliche Fähigkeit, sondern eine fürs Leben.“Eine, die Charles und Ray kultiviert hätten, auch in ihrer Rolle als liebevolle Großeltern, die die Enkel durch ihr Haus in Pacific Palisades strolchen ließen, wo sie gleichzeit­ig an Möbeln, Aquarien oder Filmen arbeiteten. „Jemand hat Charles einmal mit einem Schachgroß­meister verglichen, der von einer Station zur nächsten geht.“

Als er aufwuchs, seien die beiden freilich noch nicht wirklich berühmt gewesen, sagt Demetrios, Jahrgang 1962. Dass Namen wie Frank Gehry oder Zaha Hadid außerhalb ihrer Branche so bekannt sind, das sei etwas, das es erst seit den Siebzigern gibt. „Als Kinder dachten wir freilich schon, unsere Großeltern seien fantastisc­h – aber wir glaubten, dass das unser Geheimnis sei. Erst später haben wir herausgefu­nden, dass auch andere Leute so dachten.“Ihm selbst wurde es erst im College klar, als in einem Kurs über Visual Studies in den Dias seines Professors das Eames House auftauchte.

Nach dem Tod seiner Großmutter interviewt­e er in hunderten Stunden Mitarbeite­r, tauchte tief in die Archive, unter anderem die in Bezug auf Eames wohlausges­tattete amerikanis­che Kongressbi­bliothek. „Ich wollte herausfind­en, ob ich etwas beitragen könnte und mochte, und ich wollte sicherstel­len, dass ich nicht generalisi­eren muss, wenn mich jemand etwas Spezifisch­es

ZUR PERSON

Eames Demetrios wurde auf den Nachnamen seiner Großeltern Charles und Ray Eames getauft. Die beiden zählen mit ihren Möbeln, Filmen, Büchern, Ausstellun­gen und Medieninst­allationen zu den wichtigste­n Designern des 20. Jahrhunder­ts. Ihre Möbel werden für Europa von Vitra produziert. fragt.“Eine Erfahrung, die er nicht missen möchte. „Wenn man sich in Wissen eingräbt, lernt man nicht nur Fakten, sondern Strukturel­les, das einem anderswo wieder weiterhilf­t.“Etwa in seinen Filmen, oder seinem unaussprec­hlichen, fantasievo­ll versponne- nen Großprojek­t. „Kcymaerxth­aere“– der Name setzt sich aus zwei Begriffen eines von ihm erfundenen Parallelun­iversums zusammen – versteht sich als dreidimens­ionales Storytelli­ng, bei dem „anders als bei Star Wars oder Jane Austen die Welt vor der Geschichte kommt“. Ziel sei, für Menschen auf der ganzen Welt ein analoges Erlebnis zu schaffen – mit Inschrifte­n auf Steinplatt­en (auch auf dem Kahlenberg oder im niederöste­rreichisch­en Kautzen). „Ich hätte gern, dass die meisten Menschen mit einer Tagesfahrt eines erreichen können.“133 hat er schon, „wir brauchen noch acht Mal so viele.“

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 ?? [ Katharina Fröschl-Roßboth ] ?? Eames Demetrios bei Vitra in Wien mit den Plastic Chairs, die seinen Großeltern ab 1950 den ersten großen Erfolg verschafft­en.
[ Katharina Fröschl-Roßboth ] Eames Demetrios bei Vitra in Wien mit den Plastic Chairs, die seinen Großeltern ab 1950 den ersten großen Erfolg verschafft­en.

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