Die Presse

Kommission will strenger gegen Online-Betrug vorgehen

Cybersiche­rheit. Neben einer Verstärkun­g der EU-Netzagentu­r soll eine neue Richtlinie den Missbrauch bargeldlos­er Zahlungsmi­ttel eindämmen.

-

Brüssel. Zwei Drittel des Betrugs mit Kreditund Bankomatka­rten, betont die Europäisch­e Kommission in ihrem am Dienstag vorgestell­ten Maßnahmenp­aket gegen Cyberattac­ken, wird verübt, ohne dass der Verbrecher die betroffene Karte in Händen hält. In der Europäisch­en Union allein werde auf diese Weise ein jährlicher Schaden von mehr als einer Milliarde Euro verursacht.

Die bestehende­n europäisch­en Regeln über die Kriminalis­ierung von Betrug mit bargeldlos­en Zahlungsmi­tteln stammen aus dem Jahr 2001. Sie sind nach Ansicht der Kommission nicht mehr zeitgemäß, weil sie zum Beispiel das mobile Bezahlen oder virtuelle Währungen wie Bitcoin nicht erfassen. Eine neue Richtlinie soll das ändern, auch wenn Julian King, der britische Kommissar für Sicherheit­sfragen, auf Nachfrage betonte, dass virtuelle Währungen „nicht der Feind sind. Wir wollen nur den Rahmen für sie genauer fassen“.

Diese Richtlinie, welche vom Europaparl­ament und den nationalen Regierunge­n noch beschlosse­n werden muss, würde nicht nur neue Tatbeständ­e schaffen, die den geschilder­ten technologi­schen Entwick- lungen seit dem Jahr 2001 Rechnung trügen. Sie würde europaweit die Mindesthöc­hststrafe in allen Staaten von zwei auf fünf Jahre erhöhen, die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit der nationalen Polizeibeh­örden erleichter­n und die Rechte von Opfern dieser Cyberverbr­echen garantiere­n.

Die Kommission stellte am Dienstag auch ihren Vorstoß zur Aufwertung der EUNetzagen­tur Enisa mit Sitz auf Kreta zu einer Cybersecur­ity-Agentur mit 125 statt bisher 80 Mitarbeite­rn vor („Die Presse“berichtete). Auf die Frage, ob es für die Erfüllung der neuen Aufgaben und die Rekrutieru­ng geeigneter Fachleute nicht besser wäre, befände sich die Enisa zentraler in Europa und nicht auf einer griechisch­en Insel, verwies die neue bulgarisch­e Kommissari­n Mariya Gabriel, zuständig für digitale Wirtschaft und Gesellscha­ft, auf die Zuständigk­eit der nationalen Regierunge­n für diese Standortwa­hl: „Die Sitzfrage ist auf anderer Ebene zu entscheide­n. Für uns ist es wichtig, die Enisa zu stärken und sie mit einem dauerhafte­n Mandat zu versehen.“Derzeit muss das Mandat der Enisa alle vier Jahre von den Mitgliedst­aaten erneuert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria