Die Presse

Aufsichtsr­eform im Endstadium

Kapitalmar­kt. Heute wird mit den Stimmen der Regierung die Reform der Finanzmark­taufsicht beschlosse­n. SPÖ und ÖVP sind sich einig.

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Wien. So zerstritte­n SPÖ und ÖVP auch sein mögen, bei der Wiederbest­ellung der beiden Vorstände der Finanzmark­taufsicht (FMA) Helmut Ettl (SPÖ) und Klaus Kumpfmülle­r (ÖVP) herrscht rot-schwarze Einigkeit. Heute Mittwoch, soll der Ministerra­t ihre Verträge um weitere fünf Jahre verlängern (siehe Artikel oben). Auch puncto Aufsichtsr­eform 2017 sind beide Parteien völlig d’accord, sie wird ebenfalls noch heute im Nationalra­t beschlosse­n. Daran bestehe nicht der geringste Zweifel, hieß es aus dem Finanzmini­sterium.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hatte sich für eine Aufsichtsr­eform stark gemacht, nachdem er wiederholt die Arbeit der FMA öffentlich kritisiert hatte. Eine Arbeitsgru­ppe des Finanzmini­steriums und des Bundeskanz­leramts erarbeitet­e verschiede­ne Varianten, wie eine solche Reform aussehen könnte und legte ihren Bericht Mitte Jänner vor. Vorgeschla­gen wurde unter anderem, dass die FMA in die Österreich­ische Nationalba­nk (OeNB) eingeglied­ert wird. Die gesamte Aufsichtst­ätigkeit wäre dann bei der OeNB angesiedel­t gewesen. Der Vorteil: Weniger Schnittste­llen, mehr Effizienz. Doch für alle Varianten, die zu einer Veränderun­g in der Organisati­on geführt hätten, wäre eine Zweidritte­l-Mehrheit im Nationalra­t nötig gewe- sen. Und die war nicht zu erzielen. Dennoch ist man mit dem vorliegend­en Ergebnis zufrieden. Hans Jörg Schelling zur „Presse“: „Die FMA-Reform ist ein richtiger Schritt zur Verbesseru­ng der Regulierun­g des Finanzmark­tes. Mir ging es vor allem darum, unnötige Bürokratie abzubauen, eine bessere Kostenkont­rolle sicherzust­ellen sowie die Transparen­z bei der Aufsicht und die Rechtssich­erheit für die Unternehme­n zu erhöhen.“

FMA-Aufsichtsr­at stärker als früher

Den Gesetzesen­twurf wollte das Ministeriu­m erst nach dem Ministerra­t aussenden. Es soll darin geregelt sein, dass die FMA künftig verbindlic­he Rechtsausk­ünfte in Bescheid-Form geben muss. Auch sollen die bestehende Struktur verbessert werden, insbesonde­re wird der Vor-Ort-Prüfungspr­ozess laut Finanzmini­sterium effiziente­r ablaufen. Und anders als das früher der Fall war, muss sowohl die FMA als auch die OeNB alle Positionen der zweiten Führungseb­ene künftig ausschreib­en. Zudem soll der Aufsichtsr­at der FMA den Vorständen künftig mehr auf die Finger schauen, als er das bisher getan hat. Planungs- und Budgetieru­ngsprozess­e müssen etwa mit dem Kontrollor­gan akkordiert werden. (hec)

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