Der Diesel und die seltsamen Öko-Irrwege
Die grassierende Dieselgate-Hysterie treibt immer seltsamere Blüten.
I mmer wenn man glaubt, flacher gehts nicht mehr, wird man eines besseren belehrt: Nach der Alarm-Meldung über tausende DieselTote in Europa kommt nun eine Studie der europäischen Umweltorganisation Transport & Environment daher, mit der sie die Behauptung der deutschen Autoindustrie zu widerlegen versucht, man brauche den Dieselmotor, um die CO2Vorgaben einzuhalten.
Der Diesel, so heißt es, habe eigentlich einen höheren CO2-Ausstoß als der Benzinmotor. Unter anderem deshalb, weil damit im Schnitt mehr gefahren wird. Tja, so kann man das natürlich auch sehen.
Die deutschen Grünen setzen dem noch die Krone auf, indem sie eine drastisch höhere Besteuerung von Geländewagen fordern. Aus Umweltgründen. Eine ähnliche Vorstellung (diesfalls mit innerstädtischem Fahrverbot) geisterte vor einigen Jahren auch schon in Österreich herum.
Die Idee, die Umweltfreundlichkeit eines Fahrzeugs an der Bauart festzumachen, hat was für sich: Ein Toyota RAV4 (124 Gramm CO2 pro Kilometer), würde dann eine Art Umwelt-Strafsteuer bezahlen beziehungsweise von Fahrverboten betroffen sein, ein Bentley Mulsanne (342 Gramm pro Kilometer) dagegen nicht. Das nennt man durchdachte Umweltpolitik.
Zum Glück scheint die Politik insgesamt zumindest in Deutschland vernünftiger zu sein, als solche öffentlichen Äußerungen Glauben machen. Außenminister Sigmar Gabriel deutete gestern auf einem Autokongress jedenfalls eine pragmatischere Vorgehensweise an. Man werde die Grundlagen des deutschen Wohlstands (und dazu gehört dessen Autoindustrie, wenngleich sie bei der E-Mobilität noch hinterherfährt) nicht aufs Spiel setzen, sagte er. Das heißt: Mögliche technische Verbesserungen bei bestehenden Antriebskonzepten und Einsatz von Brückentechnologien, solange die E-Mobilität (unter anderem wegen nicht darauf ausgelegter Stromnetze) nicht wirklich massentauglich sei. D ie oben zitierte Studie über den höheren CO2Ausstoß von Dieselmotoren enthält übrigens noch eine sehr interessanten Schluss: Schuld daran seien neben größerer Fahrleistungen auch die höheren Emissionen des beigemischten Biodiesels. Moment: Biodiesel, aus Umweltgründen beigemischt, emittiert mehr CO2 als konventioneller Sprit? Mehr muss man über ÖkoIrrwege wohl nicht wissen. Wenn es stimmt.