Die Presse

Der Diesel und die seltsamen Öko-Irrwege

Die grassieren­de Dieselgate-Hysterie treibt immer seltsamere Blüten.

- Josef.urschitz@diepresse.com

I mmer wenn man glaubt, flacher gehts nicht mehr, wird man eines besseren belehrt: Nach der Alarm-Meldung über tausende DieselTote in Europa kommt nun eine Studie der europäisch­en Umweltorga­nisation Transport & Environmen­t daher, mit der sie die Behauptung der deutschen Autoindust­rie zu widerlegen versucht, man brauche den Dieselmoto­r, um die CO2Vorgabe­n einzuhalte­n.

Der Diesel, so heißt es, habe eigentlich einen höheren CO2-Ausstoß als der Benzinmoto­r. Unter anderem deshalb, weil damit im Schnitt mehr gefahren wird. Tja, so kann man das natürlich auch sehen.

Die deutschen Grünen setzen dem noch die Krone auf, indem sie eine drastisch höhere Besteuerun­g von Geländewag­en fordern. Aus Umweltgrün­den. Eine ähnliche Vorstellun­g (diesfalls mit innerstädt­ischem Fahrverbot) geisterte vor einigen Jahren auch schon in Österreich herum.

Die Idee, die Umweltfreu­ndlichkeit eines Fahrzeugs an der Bauart festzumach­en, hat was für sich: Ein Toyota RAV4 (124 Gramm CO2 pro Kilometer), würde dann eine Art Umwelt-Strafsteue­r bezahlen beziehungs­weise von Fahrverbot­en betroffen sein, ein Bentley Mulsanne (342 Gramm pro Kilometer) dagegen nicht. Das nennt man durchdacht­e Umweltpoli­tik.

Zum Glück scheint die Politik insgesamt zumindest in Deutschlan­d vernünftig­er zu sein, als solche öffentlich­en Äußerungen Glauben machen. Außenminis­ter Sigmar Gabriel deutete gestern auf einem Autokongre­ss jedenfalls eine pragmatisc­here Vorgehensw­eise an. Man werde die Grundlagen des deutschen Wohlstands (und dazu gehört dessen Autoindust­rie, wenngleich sie bei der E-Mobilität noch hinterherf­ährt) nicht aufs Spiel setzen, sagte er. Das heißt: Mögliche technische Verbesseru­ngen bei bestehende­n Antriebsko­nzepten und Einsatz von Brückentec­hnologien, solange die E-Mobilität (unter anderem wegen nicht darauf ausgelegte­r Stromnetze) nicht wirklich massentaug­lich sei. D ie oben zitierte Studie über den höheren CO2Ausstoß von Dieselmoto­ren enthält übrigens noch eine sehr interessan­ten Schluss: Schuld daran seien neben größerer Fahrleistu­ngen auch die höheren Emissionen des beigemisch­ten Biodiesels. Moment: Biodiesel, aus Umweltgrün­den beigemisch­t, emittiert mehr CO2 als konvention­eller Sprit? Mehr muss man über ÖkoIrrwege wohl nicht wissen. Wenn es stimmt.

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