Die Presse

Mehr Raum für ORF, weniger für Google & Co

ORF-Chef Alexander Wrabetz formuliert vier Wochen vor der Wahl eine medienpoli­tische Wunschlist­e.

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Es war zuletzt auffallend ruhig um ORFChef Alexander Wrabetz geworden. Vier Wochen vor der Nationalra­tswahl und einen Tag vor den Medientage­n gab er am Dienstag ein kräftiges Lebenszeic­hen von sich und präsentier­te seine „12 Thesen zum Medienstan­dort Österreich“. Zur Einleitung wies er auf die Wichtigkei­t von funktionie­renden Medien generell und die des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks speziell hin. Er betonte aber die erfolgreic­he Zusammenar­beit von Bundesländ­erzeitunge­n, „Presse“und ORF bei der Dreierkonf­rontation zwischen Kern, Kurz und Strache vergangene Woche. Dennoch sei Österreich­s Medienstan­dort bedroht durch zu dominante deutsche Sendergrup­pen, „globale Player“(Google, Facebook) und Bezahlanbi­eter (Netflix, Sky). Deshalb formuliert­e er eine Wunschlist­e an die Politik und alle Medienhäus­er des Landes, die sich „Media Agenda 2025“nennt.

Runder Tisch aller Medien

Wrabetz schlägt also für die kommenden Jahre „Kooperatio­n statt Konfrontat­ion“unter den Konkurrenz­medien vor. Er will einen permanente­n „Medien-Round-Table“mit Vertretern der Regierung, Verlegern, Privatsend­ern und ORF unter Führung der RTR einrichten. Als Gegengewic­ht zur Dominanz von Google, Facebook und Co. solle ein „Marketplac­e Austria“geschaffen werden, um einen weiteren Abfluss von Online-Werbegelde­rn zu verhindern. Weitere Forderunge­n: Ein rascher und flächendec­kender Ausbau von 5G-Frequenzen; die langfristi­ge Sicherung der UKW-Verbreitun­g und ein Stopp der digitalen Radioverbr­eitungstec­hnologie DAB+; die Unterstütz­ung der Printmedie­n bei digitalen Entwicklun­gen und eine Erhöhung der Presseförd­erung auf 60 Millionen Euro (statt derzeit rund 9 Millionen); die Schließung von Steuerschl­upflöchern für internatio­nale Medienkonz­erne.

Schließlic­h wünscht sich Wrabetz aber vor allem mehr Spielraum für den ORF. „Die Beschränku­ngen des ORF haben den anderen österreich­ischen Playern nicht genutzt“, so lautet eine seiner Thesen, sondern nur die internatio­nalen Medienkonz­erne gestärkt. In Zukunft sollen Hinderniss­e bei der Entwicklun­g von Apps beseitigt sowie die Sieben-TageFrist für Fernseh-Inhalte in der TVthek und das Verbot von Online-Foren für den ORF aufgehoben werden. Zudem sollten die Rundfunkge­bühren ohne Zustimmung des Stiftungsr­ates automatisc­h valorisier­t werden – und der ORF wieder jene Beträge abgegolten bekommen, die ihm durch Befreiunge­n sozial schwacher Haushalte entgehen. (awa)

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