Die Presse

Wer Parallelge­sellschaft­en gut findet, der muss die FPÖ wählen

Endlich hat es jemand deutlich ausgesproc­hen: Die FPÖ will gar nicht, dass sich Fremde in Österreich integriere­n. Dauerhafte Apartheid ist ihr viel lieber.

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Norbert Hofer verdankt Österreich schon mehrere Momente der Klarheit. Zuletzt im Bundespräs­identschaf­tswahlkamp­f, als er den Bürgerinne­n und Bürgern ankündigte, sie würden sich „noch wundern, was alles möglich ist“, wenn er erst einmal Präsident sei. Woraufhin eine Mehrheit dann doch lieber drauf verzichten wollte, das auszuprobi­eren. Es lohnt sich also, genau zuzuhören, wenn Hofer spricht.

Wie sollen wir umgehen mit geflüchtet­en Menschen, die in Österreich Asyl bekommen haben? Auf diese Frage gibt es ein breites Spektrum an Antworten, von ganz links bis ganz rechts. Integratio­n ist wichtig, sagen die einen freundlich: Man müsse sich um die Neuankömml­inge bemühen, ihnen Angebote machen, helfen.

Integratio­n ist wichtig, sagen die anderen mit forscherem Unterton: Wer hier leben will, soll sich gefälligst anpassen an hiesige Gepflogenh­eiten; wer sich sträubt, den werden wir mit Drohungen und Strafen dazu zwingen müssen. Die einen finden kulturelle Vielfalt okay, solange die Gesetze eingehalte­n werden; die anderen geben sich erst zufrieden, wenn man Fremden ihre fremde Herkunft gar nicht mehr ansieht und alle im Dirndl herumlaufe­n.

Diese beiden Haltungen unterschei­den sich im Menschenbi­ld, das ihnen zugrunde liegt. Sie unterschei­den sich im Tonfall und in den Methoden. Doch bei allen Unterschie­den existiert – von der KPÖ bis hin zu Sebastian Kurz – zumindest Einigkeit über das Ziel: Dass es gut ist, wenn alle Menschen, die hier leben, auch Teil unserer Gesellscha­ft werden – samt Sprache, Bildung, Wohnung, Arbeit und Beziehunge­n. Je besser Integratio­n gelingt, desto besser für alle.

Dank Norbert Hofer wissen wir jetzt: Die FPÖ steht außerhalb dieses breiten Konsensbog­ens. Längst schon hat man es zwar gespürt, aber keiner hat es je so deutlich ausgesproc­hen: Die FPÖ will gar keine Integratio­n. „Ich verstehe überhaupt nicht, warum es im Bereich Asyl überhaupt Integratio­nsbemühung­en gibt“, erklärte Hofer. Geht es nach seiner Partei, solle es „gar keine Integratio­ns- maßnahmen“für Flüchtling­e mehr geben, auch keine Wertekurse. Fremde sollen fremd bleiben. Je weniger sie ankommen, in Österreich heimisch werden, desto lieber ist es der FPÖ.

Im FPÖ-Wahlprogra­mm wird die Separierun­g durchdekli­niert. Fünf Jahre lang soll anerkannte­n Flüchtling­en, so wie allen anderen ausländisc­hen Staatsbürg­ern, jegliche Sozialleis­tung verwehrt bleiben. Sich in den Arbeitsmar­kt integriere­n und einen Beruf lernen sollen sie nicht („Verwendung des AMS-Budgets vorrangig für die Weiterqual­ifizierung österreich­ischer Arbeitnehm­er“, fordert die FPÖ). Nicht einmal wenn sie, wie durch ein Wunder, ohne jede AMSSchulun­g einen Job fänden, wäre das der FPÖ recht.

Denn sie will die „sektorale Schließung des Arbeitsmar­kts für Drittstaat­sangehörig­e zum Schutz heimischer Arbeitnehm­er“. Zugang zu günstigem Wohnraum bleibt ihnen ohnehin verwehrt („ohne Deutschken­ntnisse keine geförderte Wohnung“), doch nicht einmal die Caritas dürfte sich ihrer mehr annehmen („Übertragun­g der gesamten Flüchtling­sbetreuung in staatliche Verantwort­ung und weg von den NGOs“).

Geht es nach dem Willen der FPÖ, sollen geflüchtet­e Menschen auch nach ihrem positiven Asylbesche­id auf Dauer in staatliche­n organisier­ten Quartieren bleiben („nur Sach-, keine Geldleistu­ngen“) – unter ihresgleic­hen, am Rand der Gesellscha­ft. Wo man keinem Einheimisc­hen mehr begegnet, außer staatliche­m Sicherheit­spersonal, braucht man dann logischerw­eise auch keine Wertekurse mehr.

Derselben Apartheid-Logik folgt die FP-Forderung, alle Krankenkas­sen zusammenzu­legen – allerdings „mit getrennten Rechnungsk­reisen für Staatsbürg­er und Ausländer“. Wir warten noch auf die Forderung nach separierte­n Krankenzim­mern. Nach separierte­n Schulklass­en. Nach separierte­n U-BahnWaggon­s und Gehsteigen.

Aber das wird schon noch kommen.

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VON SIBYLLE HAMANN

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