Die Presse

„Sammelschu­len“bei Sprachdefi­zit

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„Mittlere Reife, Studiengeb­ühr, Bildungspf­licht“, 14.9. Dem Vorschlag, Kinder nur mit ausreichen­den Sprachkenn­tnissen in die Regelschul­e aufzunehme­n, ist voll und ganz zuzustimme­n.

Kinder, die ihre Lehrerin nicht richtig verstehen, merken schnell an der Reaktion der Lehrerin und der Mitschüler, dass sie nie und nimmer zu den „Guten” gehören können. Erwachsene würden sich eher denken, dass sie jetzt schnell die Landesspra­che lernen müssen, um dann zu zeigen, was sie können. Kinder orientiere­n sich jedoch eher an ihren Mitschüler­n und versuchen in der Folge, irgendwie zumindest ihren Klassenkam­eraden auf andere Weise zu imponieren; nur zu oft auch mit eher unangenehm­en Verhaltens­weisen.

Um solchen Problemen vorzubeuge­n, werden in den Niederland­en teilweise Sammelschu­len für alle Kinder mit fehlenden Sprach- kenntnisse­n gebildet. Sie gehen zunächst einen Tag in die Sprengelsc­hule und an allen anderen Schultagen in die Sammelschu­le.

Gemeinsame Sprache ist Niederländ­isch. Man geht dort auch langsam mit dem zu lernenden Stoff weiter, der Schwerpunk­t liegt jedoch beim Spracherwe­rb. Ist ein bestimmter Level in der neuen Sprache erreicht, dürfen sie einen weiteren Tag in die Sprengelsc­hule gehen usw.

Politische Gegner werden zwar wieder von der „Gettoschul­e“sprechen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass das Kindeswohl irgendwann wichtiger sein wird als das ideologisc­he Argument.

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