Die Presse

Wohnen ist nicht nur ein Grundbedür­fnis

- 4210 Gallneukir­chen

eine Satire auf einen ideologisc­h bornierten Altlinken, der aus der sektiereri­schen Dogmenwelt der 1970er Jahre nicht mehr herausgefu­nden hat. Dass es solche vereinzelt noch gibt, beweist das Beispiel Scharang, denn wir müssen leider davon ausgehen, dass er ernst meint, was er da auf die verrottete Linke herunterdo­nnert. Eine Detailkrit­ik würde viel zu weit führen. Ich beschränke mich daher auf drei elementare Kritikpunk­te:

1. Die Grundthese, unsere ökonomisch und sozial komplexe Gesellscha­ft lasse sich noch mit den Böse-Gut-Kategorien Bourgeoisi­eProletari­at tragfähig erklären, ist unfassbar naiv.

2. Dem „Manifest der Kommunisti­schen Partei“spricht Scharang in fundamenta­listischer Weise den Stellenwer­t eines heiligen Buchs zu. Wer sich von dessen Geschichts­mythologie abwendet, kann seiner Ansicht nach kein Linker sein.

3. Wirklich empörend finde ich aber Scharangs Glorifizie­rung der Sowjetunio­n, insbesonde­re unter Stalin. Das ist zynische Verhöhnung der Opfer. – Und wie interpreti­ert Scharang eigentlich den Umstand, dass seine Revolution­srede ausgerechn­et in einem bürgerlich­en Blatt erscheint? Ist ihm da ein historisch­er Einbruch in die Front des Klassenfei­nds gelungen? „Auftakt für die Wahlgesche­nke“, Norbert Rief, 19.9. Jetzt rufen die Sozialdemo­kraten offenbar zum Klassenkam­pf auf - wie in der unseligen Ersten Republik. Wenn laut zitiertem Beispiel der Mietpreis für eine 80-Quadratmet­er-Wohnung in Wien plötzlich von 1192 auf 736 Euro zwangsweis­e gesenkt werden soll, bedeutet dies auch einen dramatisch­en Einbruch der Rendite für den Vermieter.

Da die künftige Mietrendit­e entscheide­nd den Preis bestimmt, zu dem eine Wohnung am Markt

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