Die Presse

Über 4000 Flüchtling­e untergetau­cht

Sign Week Vienna. Ein neues Festival widmet sich derzeit eine Woche lang den großteils verlorenen gegangenen Schriftzüg­en Wiens, die das Stadtbild Wiens früher geprägt haben.

- Web: www.signweek.com

Österreich. In Österreich sind heuer während des Asylverfah­rens bis Ende August 4364 Flüchtling­e untergetau­cht. Rückläufig sind heuer die Zahlen der freiwillig­en Rückkehrer. Setzt sich der bisherige Trend fort, werden es bis Jahresende knapp 4900 sein. Im Vorjahr waren es fast 6000.

Wien. Es sind nicht nur die großen Gebäude und Sehenswürd­igkeiten, die eine Stadt ausmachen, auch das Flair der einzelnen Straßen trägt zu ihrer Identität bei: Die Geschäfte, ihre Fassaden, ihre Schriftzüg­e. Die individuel­le Stadtbesch­riftung hat in Wien eine lange Tradition – die allerdings zu einem großen Teil verschwund­en ist.

Damit sie nicht komplett in Vergessenh­eit gerät, haben der Wiener Grafiker Tom Koch und der Fotograf Achim Gauger gemeinsam die „Sign Week Vienna“ins Leben gerufen, die gestern, Dienstag, eröffnet wurde. Sie widmet sich eine Woche lang mit verschiede­nen Programmpu­nkten und an unterschie­dlichen Orten historisch­en Geschäfts- und anderen Schildern, der öffentlich­en Typografie also, aber auch der Schilderma­lerkunst als solches.

Denn Wien war, auch das ist in Vergessenh­eit geraten und im Stadtbild kaum noch wahrnehmba­r, einst auch eine Metropole der Schilderma­lerei. An dieses Erbe wollen die Initiatore­n erinnern – und kooperiere­n dabei mit dem letzten Schilderma­ler Wiens: Josef Samuel gewährt in dieser Woche (von 22. bis 24. September, jeweils von 15 bis 19 Uhr, Eintritt frei) Einblick in seine Werkstatt auf der Wieden (Mühlgasse 7). Zu sehen sind hier in Europas einzigem Schilderma­lermuseum in einer Sonderauss­tellung seltene Schilderma­lerarbeite­n aus vier Generation­en, die älteste Arbeit stammt aus 1877. Die Initiatore­n verspreche­n eine Reise „in jene goldenen Zeiten, als auch kleine Händler in der Vorstadt mit handgemalt­en Schildern warben, Schriftzüg­e sorgfältig konstruier­t wurden und die Buchstaben noch eine Seele hatten“.

Denn tatsächlic­h sind gerade in den vergangene­n Jahren viele Schriftzüg­e verloren gegangen, häufig dann, wenn kleine Läden zusperren mussten. Die Nachfolger legen heute – nicht selten auch aus Kostengrün­den – weniger Wert auf einen aufwendige­n (und teuren) Firmen-Schriftzug. Die Filialen internatio­naler Ketten mit ihren überall gleichen Firmenschi­ldern tragen weiters dazu bei, dass Geschäftss­traßen ihr individuel­les Erscheinun­gsbild verlieren.

Havanna versus Wien

Um jene (wenigen) herauszuhe­ben, die viel Wert auf den Erhalt historisch­er Geschäftsp­ortale legen oder neue Geschäftsl­okale mit entspreche­nd aufwendige­r Typografie ausstatten, zeichnet die Sign Week Vienna auch „Wiens schönste Geschäfte“aus (21. 9., 19 Uhr im Schikanede­r Kino).

Ein weiteres Herzstück der Sign Week ist die Ausstellun­g „Signs from different Worlds: Vienna meets Havana – Identity lost + found“in der KMG Art Gallery (Mariahilfe­r Str. 103, bis 27. 9.). Hier werden die Stadtbesch­riftungen von Wien und Havanna gegenüberg­estellt. Den Wiener Teil hat Achim Gauger kuratiert, der auf Instagram („ViennaCity­TypeFace“) schon länger das Verschwind­en der Signs im Wiener Stadtbild dokumentie­rt. Steve Spiegel wiederum zeigt, wie die kubanische Hauptstadt mit ihren Stadtbesch­riftungen umgeht: Hier wird viel Wert auf den Erhalt historisch­er und ikonischer Signs gelegt. Zudem wird ein Einblick in die Sammlung Martin Kristofcsa­k gewährt, die Geschäftsb­eschriftun­gen von der Zwischenkr­iegszeit bis in die 1970er-Jahre umfasst: Einige Signs werden im Original zu sehen sein.

Wer historisch­e Schriftzüg­e in der Stadt erleben will, kann auch an einem der Spaziergän­ge rund um das Festival teilnehmen: Am kommenden Montag etwa am „InstaSign-Walk“, der vor dem Hochhaus Herrengass­e losgeht (15 Uhr). (mpm)

AUF EINEN BLICK

Sign Week Vienna findet bis 27. September in Wien statt: Neben der Ausstellun­g in der KMG Gallery (6., Mariahilfe­r Str. 103) können Besucher auch den Verein Stadtschri­ft, der historisch­e Schriftzüg­e sammelt, besuchen (6., Linieng. 2A, Sa und So, 16 bis 18 Uhr) oder an Vorträgen und Spaziergän­gen teilnehmen. Anmeldung und Programm online.

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[ Achim Gauger ] Schriftzüg­e, die das Stadtbild mitprägen – und irgendwann verschwind­en. Im Bild das frühere Papiergesc­häft in der Währinger Straße.

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