Die Presse

Seisenbach­er: Vorwürfe bereits verjährt?

Universitä­t. Seit Jahren hat sich die Med-Uni Wien darum bemüht, nun ist für den Campus in der Marianneng­asse der Startschus­s gefallen. Er soll „Ärzteausbi­ldung auf Top-Niveau“ermögliche­n – und wird „eine der größten Baustellen“Wiens.

- MITTWOCH, 20. SEPTEMBER 2017 VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Ukraine. Unklar ist, ob die Ukraine Judo-Doppelolym­piasieger Peter Seisenbach­er wirklich ausliefert: Die ukrainisch­en Behörden prüfen nämlich zur Zeit, ob die in Österreich erhobenen Vorwürfe des Kindesmiss­brauchs in ihrem Land nicht schon verjährt sind.

Wien. Hätte das Wetter keinen Strich durch die Rechnung gemacht, hätte man den Startschus­s ja gerne auf dem Dach des ehemaligen Wien-Energie-Geländes in der Marianneng­asse verkündet. Nun musste man also mit einem Vogelpersp­ektiven video des Areals im neunten Wiener Gemeinde bezirk vorlieb nehmen, mit pompöser Musik unterlegt: Hier soll der neue Campus der Medizin-Uni entstehen. Und zwar jetzt wirklich.

Bemüht hat sich die Med-Uni darum seit Jahren. Jetzt sind die 339,4 Millionen Euro aus dem Budget des Uni-Ressorts freigegebe­n, wie Wissen schafts minister H aral dMahrer(ÖVP ), Bundes immobilien gesell schaftsChe­f Hans- P et erWe iss undMed-Uni-Rek tor Markus Müller am Dienstag verkündete­n. Und sie sparten alle nicht mit Superlativ­en.

Der neue Campus wenige Schritte neben dem AKH und der Basis der Medizin-Uni soll „Ärzteausbi­ldung auf Top-Niveau und Spitzenmed­izin auf Weltklasse­niveau“ermögliche­n und sei „ein echter Meilenstei­n, um der medizinisc­he Spitzencam­pus in Europa zu werden“, meinte Mahrer. „Für die MedizinUni wird eine neue Ära starten“, sagte Weiss, dessen BIG die Gebäude auf dem Gelände baut, das die Medizin universitä­t bereits erworben hatte. Dem großen Ziel derMed-Uni, die Patienten möglichst rasch vom Nutzen der Grundlagen­forschung profitiere­n zulassen, rücke man mit dem neuen Campus in der Marianneng­asse nun „einen gewaltigen Schritt näher“, sagte Müller. Auf rund 35.000 Quadratmet­ern sollen in dem neuen Gebäude einige der Institute gebündelt werden, die abseits des AKH – das sozusagen der erste, große Campus bleibt – verstreut sind: Unter anderem Physiologi­e und Pharmakolo­gie, Anatomie und Zellbiolog­ie sowie Krebsforsc­hung, die sich derzeit in teils veralteten Gebäuden in der Währinger Straße, Borschkega­sse oder Schwarzspa­nierstraße befinden. sogenannte­s Skills Lab für die Studenten geben. „Wir werden dort eine Lernumgebu­ng haben, die einer modernen Uni entspricht“, sagte Müller. Simulation von echten Situatione­n werden dabei eine große Rolle spielen: etwa mit „Pauli“, einer kleinen Plastikpup­pe, die mit rotem Strickhäub­chen vor einem Monitor liegt und anhand derer die Versorgung von Frühchen trainiert werden kann. Müller spricht auch etwa von 3D-Brillen in der Ana- tomie, die die medizinisc­hen Atlanten ablösen werden. „Das wird die Ausbildung schneller und interessan­ter machen.“

Bis das Areal zwischen Spitalgass­e, Marianneng­asse, Höfergasse und Rummelhard­tgasse zu „einer der größten Baustellen in Wien“wird, wie es von der BIG heißt, dauert es noch ein wenig: Im Oktober wird europaweit der Architektu­rwettbewer­b ausgeschri­eben. Im Spätsommer 2018 soll das Siegerproj­ekt klar sein; besonderen Wert legt man auf flexible Raumstrukt­uren und nachhaltig­es Bauen. Nach der Detailplan­ung soll der tatsächlic­he Bau in etwas mehr als drei Jahren, also Ende 2020, starten. Mit Winterseme­ster 2025 soll der neue Campus in der Marianneng­asse dann in Betrieb gehen. Wissenscha­ftsministe­r Mahrer spricht ambitionie­rt gar von 2024. Das sei die idealtypis­che Vorstellun­g. „Sicher schaffen wir es 2025.“

Mediziner als Exportschl­ager

Mehr Medizinstu­dienplätze wird es trotz des neuen Campus allerdings nicht geben. Die jährlich 660 Anfänger an der Med-Uni seien mehr als alle Studenten der Harvard Medical School insgesamt, sagte Rektor Müller. „Wir bilden genügend Ärzte aus. Das Problem ist der Abfluss.“30 bis 40 Prozent der Absolvente­n würden nicht in Österreich bleiben wollen. Das liege an der fehlenden Attraktivi­tät der Arbeitsplä­tze. Daran müsse man arbeiten: „Der österreich­ische Medizinstu­dent ist leider ein Exportschl­ager.“

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