Die Presse

Planwirtsc­haft funktionie­rt auch öko nicht

Ökostromfö­rderung ohne Markteleme­nte ist einfach nur teurer Unsinn.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie Ökostrompr­oduktion ist im Vorjahr gestiegen. Die von den Stromkonsu­menten zu bezahlende Ökostromfö­rderung (immerhin schon eine Milliarde Euro im Jahr) freilich noch deutlich stärker. Denn der Preis des erzeugten Stroms hat kräftig nachgegebe­n – und das musste laut E-Control mit Fördergeld­ern in Höhe von zusätzlich 50 Mio. Euro „kompensier­t“werden (siehe Bericht auf Seite 12).

Ein klassische­s Beispiel für die Dysfunktio­n der Agroplanwi­rtschaft, die sich beim Ökostrom eingeschli­chen hat. In Deutschlan­d ist die Lage übrigens noch viel krasser, was aber nur ein schwacher Trost ist.

Wir haben es hier mit einem Lehrbeispi­el für die Mechanisme­n zu tun, die Planwirtsc­haft am Funktionie­ren hindern. Fasziniere­nd, dass dieser Unsinn trotzdem immer wieder versucht wird.

Das System funktionie­rt ungefähr so: Produzente­n von Ökostroman­lagen werden gefördert, in dem man ihnen langfristi­ge Abnahmever­träge für die gesamte Produktion zu fixen, weit über dem Marktpreis liegenden Tarifen gibt. Und zwar unabhängig davon, ob der produziert­e Strom gerade gebraucht wird oder nicht.

Und was passiert, wenn Überproduk­tion in einen diesfalls echten Strommarkt gepresst wird? Richtig: Der Preis sinkt ins Bodenlose. Da man aber den Produzente­n überhöhte Fixpreise zahlen muss, entsteht – richtig: weiterer Förderungs­bedarf. Ein sich selbst speisendes System, das am anderen Ende auf Kundenabzo­cke hinausläuf­t. A ber das ist für einen aufrechten Agrokommun­isten natürlich neoliberal­es Zeugs. Schließlic­h geht es ja nicht um die Befriedigu­ng von Kundenbedü­rfnissen, sondern um pragmatisi­erte Erträge für die Produzente­n. Investitio­nssicherhe­it nennt man das in diesen Kreisen.

Dass ein so völlig marktferne­s System selbst in der hoffnungsl­os am Steuertrop­f hängenden Landwirtsc­haft angesichts von produziert­en Milchseen und Butterberg­en schon lang aufgegeben wurde, übersieht man gern. Deshalb hier im Klartext: Das Ökostromfö­rdersystem ist teurer Unsinn. Und gehört möglichst rasch durch ein brauchbare­s, markttaugl­iches ersetzt.

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