Die Presse

Lebensmitt­elkonzern Bahlsen fürchtet um sein Butterkeks

Markenstre­it. Die Bahlsen-Gruppe zieht gegen die Universitä­t Hannover vor Gericht. Gestritten wird um die Marke „Leibniz“.

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Der Lebensmitt­elkonzern Bahlsen zieht vor Gericht, und zwar gegen die Universitä­t Hannover. Die zweitgrößt­e Hochschule des Landes Niedersach­sen ist nach dem deutschen Philosophe­n Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716) benannt – und damit kommt man dem Grund des Disputes schon ein wenig näher.

Bahlsen wiederum hat seine berühmten Butterkeks­e seit mehr als einem Jahrhunder­t ebenfalls nach Leibniz benannt. Das alles hat bisher auch zu keinerlei Problemen geführt. Erst als die Uni Hannover im Jahr 2015 sich die Webdomain „Leibniz-Shop“in allen erdenklich­en Schreibwei­sen sichern ließ und den Namen beim zuständige­n Patentamt anmeldete, war es mit dem Frieden zu Ende. „Gegen dieses Vorgehen wehren wir uns jetzt vor dem Landesgeri­cht Hamburg, die Klage ist diese Woche eingereich­t worden“, sagte der Sprecher von Bahlsen, Christian Bahlmann.

Marke droht zu verwässern

Doch was stört die Bahlsen-Gruppe, die jährlich um die 552 Millionen Euro Umsatz macht, daran, dass sich ein kleiner Uni-Laden als „Leibniz-Shop“bezeichnet? Offenbar fürchtet sie tatsächlic­h, dass es mit ihrer – seit 1897 geschützte­n Marke – zu Verwechslu­ngen kommen könnte. „Es gibt immer wieder Versuche von Wettbewerb­ern, unsere Marken anzugreife­n – dagegen müssen wir uns wehren“, sagt der Sprecher des Konzerns. „Wenn wir das nicht tun, droht die Gefahr, dass eine Marke verwässert wird.“Vor allem stößt sich das deutsche Familienun­ternehmen daran, dass in dem Souvenirla­den nicht nur Bleistifte, Hefte, Tassen und Pullover mit dem Leibniz-Logo verkauft werden, sondern auch Genussmitt­el wie „Leibniz Tee“und „Leibniz Sekt“.

Die Fronten zwischen den Kontrahent­en sind anscheinen­d so verhärtet, dass eine außergeric­htliche Lösung nicht zu erzielen war. Dabei hätte Bahlsen nach eigenen Angaben schon eingelenkt, wenn das umstritten­e Geschäft sich auf „Uni-Leibniz-Shop“umbenannt hätte. Damit wäre die Verwechslu­ngsgefahr nämlich gebannt gewesen. Von Seiten der Uni Hannover gab es nur eine knappe Stellungna­hme: „Uns liegt noch keine Anklagesch­rift vor, insofern können wir uns auch zu nichts äußern.“Auch ein Termin für die Verhandlun­g steht bis dato noch nicht fest.

Das Leibniz Keks ist übrigens nicht zum ersten Mal in den Schlagzeil­en. Anfang 2013 wurde das „goldene Keks“, das die Fassade des Firmensitz­es in Hannover schmückt, gestohlen. Die Diebe forderten in einem Bekennersc­hreiben als Bedingung für die Rückgabe eine Geldleistu­ng an ein Tierheim und eine Keks-Spende an ein Hannover’sches Kinderkran­kenhaus. Bahlsen bot daraufhin via Facebook an, 52.000 Kekspackun­gen an 52 soziale Einrichtun­gen zu spenden, wenn der vergoldete Keks zurückgebr­acht werde.

Wenig später, am 5.2. 2013, wurde das gestohlene Keks wieder gefunden. Wo? An der Leibniz-Universitä­t in Hannover. (hec)

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