Die Presse

Die erste James-Gala

Bayern München. Der Kolumbiane­r James Rodr´ıguez glänzte erstmals beim 3:0 gegen Schalke. Die Bewährungs­probe erfolgt aber erst beim Champions-League-Match gegen Paris St. Germain.

- VON THOMAS VIEREGGE

Berlin/München. Krise? Welche Krise? Sollte es sich zu Beginn der Bundesliga­saison um eine kleine Formschwäc­he bei Bayern München gehandelt haben, war es allenfalls eine Minikrise, die nach der Gala auf Schalke – einem 3:0-Auswärtssi­eg – auch schon wieder beendet und vergessen ist. Nach der 0:2-Niederlage in Hoffenheim waren gleich Unkenrufe in München laut geworden. Aber, auch das ist vollkommen normal. Es ist schließlic­h der FC Bayern.

Beim deutschen Rekordmeis­ter breitete sich Unruhe aus. Stürmer Robert Lewandowsk­i, mit sechs Treffern Führender der Torschütze­nliste, mäkelte an der Einkaufspo­litik herum. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat sich prompt die Kritik verbeten, woraufhin Transferge­rüchte um den Polen aufgetauch­t sind, die ihn mit Real Madrid in Verbindung bringen. Angeblich lernt der Pole bereits eifrigst Spanisch.

Just aus Madrid kam im Sommer James Rodr´ıguez nach München. Carlo Ancelotti, sein Extrainer, wollte die Entdeckung der WM 2014 in Brasilien – mit sechs Tref- fern Torschütze­nkönig des Turniers – unbedingt in seinem Ensemble sehen. Zinedine´ Zidane hatte den Kolumbiane­r, der via Porto und Monaco für 80 Millionen Euro in Madrid gelandet war, zuletzt auf die Ersatzbank verbannt. Gegen das fulminante Trio Ronaldo, Benzema und Bale konnte sich der 26-Jährige nie so recht durchsetze­n.

Elegante Täuschunge­n

Auch in München klebte James erst das Verletzung­spech an den Fersen. Auf Schalke in Gelsenkirc­hen lieferte er freilich beim 3:0-Erfolg als Man of the Match eine Galavorste­llung. Er holte den Elfmeter zum 1:0 durch Lewandowsk­i heraus, erzielte das 2:0 mit einer eleganten Körpertäus­chung selbst, und das 3:0? James leitete es mit einem Lupfer auf Vidal genial ein. Zudem zirkelte er eine Flanke passgenau auf den Kopf von Thomas Müller, der den Ball an den Pfosten setzte.

Der zuletzt notorisch unzufriede­ne Müller – eigentlich schien er der Unruheherd im Team – geriet postwenden­d ins Schwärmen über seinen Mitspieler und dessen Akzente, sein Spielverst­ändnis.

Müller wäre im Sommer übrigens beinahe zu den „Reds“gegangen, zu Jürgen Klopp nach Liverpool. Im Gegenzug, so der geheime Plan, wäre Philippe Coutinho von Liverpool um 100 Millionen Euro Ablöse nach Barcelona gewechselt. Die Transferro­chade zerschlug sich, weil der Urbayer Müller, zuweilen ein Komiker aus der Karl-Valentin-Schule, doch lieber in der oberbayeri­schen Heimat blieb. In Barcelona wurde man mit Ousmane Dembel´e´ (verletzt) nicht froh, in Liverpool schmollt der Brasiliane­r weiterhin, ist von seiner Bestform meilenweit entfernt.

Pflichten und Kür der Bayern

In München ist einstweile­n, trotz der Verletzung­sserie um Manuel Neuer und David Alaba, der Turbulenze­n um deren Sportmediz­iner und der ständigen Rotationen alles wieder im Lot. Nach Siegen gegen Mainz und Schalke und vor dem Heimspiel gegen die glücklosen Wolfsburge­r am Freitag strahlt der Bayern-Himmel – passend zum Oktoberfes­t.

Grund zum Feiern würde es allerdings erst kommende Woche geben, nach dem Champions-League-Match gegen Paris St. Germain in Frankreich­s Hauptstadt. Das Spiel gegen Neymar, Mbappe,´ Cavani und Co. ist der Härtetest für die wahren Ambitionen der Bayern. Der sechste Titel in Serie in Deutschlan­d ist quasi Pflicht, ein Erfolg auf Europa-Niveau wäre indessen die große Kür.

 ?? [ AFP ] ??
[ AFP ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria