Die erste James-Gala
Bayern München. Der Kolumbianer James Rodr´ıguez glänzte erstmals beim 3:0 gegen Schalke. Die Bewährungsprobe erfolgt aber erst beim Champions-League-Match gegen Paris St. Germain.
Berlin/München. Krise? Welche Krise? Sollte es sich zu Beginn der Bundesligasaison um eine kleine Formschwäche bei Bayern München gehandelt haben, war es allenfalls eine Minikrise, die nach der Gala auf Schalke – einem 3:0-Auswärtssieg – auch schon wieder beendet und vergessen ist. Nach der 0:2-Niederlage in Hoffenheim waren gleich Unkenrufe in München laut geworden. Aber, auch das ist vollkommen normal. Es ist schließlich der FC Bayern.
Beim deutschen Rekordmeister breitete sich Unruhe aus. Stürmer Robert Lewandowski, mit sechs Treffern Führender der Torschützenliste, mäkelte an der Einkaufspolitik herum. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat sich prompt die Kritik verbeten, woraufhin Transfergerüchte um den Polen aufgetaucht sind, die ihn mit Real Madrid in Verbindung bringen. Angeblich lernt der Pole bereits eifrigst Spanisch.
Just aus Madrid kam im Sommer James Rodr´ıguez nach München. Carlo Ancelotti, sein Extrainer, wollte die Entdeckung der WM 2014 in Brasilien – mit sechs Tref- fern Torschützenkönig des Turniers – unbedingt in seinem Ensemble sehen. Zinedine´ Zidane hatte den Kolumbianer, der via Porto und Monaco für 80 Millionen Euro in Madrid gelandet war, zuletzt auf die Ersatzbank verbannt. Gegen das fulminante Trio Ronaldo, Benzema und Bale konnte sich der 26-Jährige nie so recht durchsetzen.
Elegante Täuschungen
Auch in München klebte James erst das Verletzungspech an den Fersen. Auf Schalke in Gelsenkirchen lieferte er freilich beim 3:0-Erfolg als Man of the Match eine Galavorstellung. Er holte den Elfmeter zum 1:0 durch Lewandowski heraus, erzielte das 2:0 mit einer eleganten Körpertäuschung selbst, und das 3:0? James leitete es mit einem Lupfer auf Vidal genial ein. Zudem zirkelte er eine Flanke passgenau auf den Kopf von Thomas Müller, der den Ball an den Pfosten setzte.
Der zuletzt notorisch unzufriedene Müller – eigentlich schien er der Unruheherd im Team – geriet postwendend ins Schwärmen über seinen Mitspieler und dessen Akzente, sein Spielverständnis.
Müller wäre im Sommer übrigens beinahe zu den „Reds“gegangen, zu Jürgen Klopp nach Liverpool. Im Gegenzug, so der geheime Plan, wäre Philippe Coutinho von Liverpool um 100 Millionen Euro Ablöse nach Barcelona gewechselt. Die Transferrochade zerschlug sich, weil der Urbayer Müller, zuweilen ein Komiker aus der Karl-Valentin-Schule, doch lieber in der oberbayerischen Heimat blieb. In Barcelona wurde man mit Ousmane Dembel´e´ (verletzt) nicht froh, in Liverpool schmollt der Brasilianer weiterhin, ist von seiner Bestform meilenweit entfernt.
Pflichten und Kür der Bayern
In München ist einstweilen, trotz der Verletzungsserie um Manuel Neuer und David Alaba, der Turbulenzen um deren Sportmediziner und der ständigen Rotationen alles wieder im Lot. Nach Siegen gegen Mainz und Schalke und vor dem Heimspiel gegen die glücklosen Wolfsburger am Freitag strahlt der Bayern-Himmel – passend zum Oktoberfest.
Grund zum Feiern würde es allerdings erst kommende Woche geben, nach dem Champions-League-Match gegen Paris St. Germain in Frankreichs Hauptstadt. Das Spiel gegen Neymar, Mbappe,´ Cavani und Co. ist der Härtetest für die wahren Ambitionen der Bayern. Der sechste Titel in Serie in Deutschland ist quasi Pflicht, ein Erfolg auf Europa-Niveau wäre indessen die große Kür.