Die Presse

Digital-News aus der „geilen“Medienbran­che

Am Mittwoch wurden die Medientage Wien mit einer Keynote von RTLChefin Anke Schäferkor­dt eröffnet.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Viel wurde vor den Medientage­n darüber diskutiert, dass zu wenige Frauen auf dem Podium etwas sagen dürfen. Dafür kam zum Auftakt eine, die sich kein Blatt vor den Mund nahm: RTL-Deutschlan­dChefin Anke Schäferkor­dt erklärte in ihrer Keynote, dass „das immer noch ’ne geile Branche ist, in der wir arbeiten“. Dem Medienmini­ster Thomas Drozda (SPÖ), der nach seiner eigenen Rede in der ersten Reihe saß, warf Schäferkor­dt ihre Forderung „Gleiche Wettbewerb­sbedingung­en für alle!“vor die Füße. Von Werbebesch­ränkungen bis Urheberrec­ht: Was für lineare Inhalte (also klassische­s Fernsehen) gelte, müsse auch für non-lineare Anbieter (z. B. Streaming-Plattforme­n) gelten, forderte sie. Die Digitalisi­erung habe neue Voraussetz­ungen geschaffen: „Seit 15 Jahren reden wir über Konvergenz, aber die Politik schafft es nicht, mit dem veränderte­n Nutzungsve­rhalten Schritt zu halten.“

Der Trend zur Nutzung von Bewegtbild auf dem Smartphone sei für TV-Sender dennoch „eine Riesenchan­ce“, so Schäferkor­dt – auch wenn die Digitalisi­erung zu mehr Fragmentie­rung führe: „Egal, wie abstrus Ihr Hobby ist, Sie werden einen Sender dazu finden – es gibt wahrhaftig sogar Fernsehen für Briefmarke­nsammler“. Diese Entwicklun­g werde sich in Europa noch weiter verschärfe­n: „In den USA haben die zehn größten Sender nur noch 25 Prozent Marktantei­l – in Deutschlan­d sind es noch 65 Prozent.“Dazu kommen Amazon, Netflix, Facebook, Apple und Snapchat, die den TV-Anbietern mit Video-Content zunehmend Konkurrenz machen: „Die Inhalteflu­t wird weiter steigen.“Die RTLGruppe setzte daher verstärkt auf eigenen Content, „den internatio­nale Player nicht anbieten können“. Dass das funktionie­rt, beweise Vox: Dort sei der mit US-Fiction erzielte Marktantei­l im Zeitraum 2010–2016 von 9 auf 6 Prozent gesunken, Eigenprodu­ktionen hätten hingegen von 6,9 auf 8,2 Prozent zugelegt.

„Infrastruk­tur der Demokratie“

Drozda erklärte in seiner Rede, man solle nicht aufhören, in „die Infrastruk­tur der Demokratie“(= die Medien) zu investiere­n. In Hinblick auf Facebook, Twitter etc. sprach er sich für „Sanktionen gegen jene, die unzulässig Dominanz ausüben“aus: „Die monopolist­ische Struktur der sozialen Medien muss man genauso regeln wie den Straßenver­kehr da draußen.“Den US-Internetri­esen sei ihr Beitrag zur demokratis­chen Gesellscha­ft „völlig egal“– man sollte sie daher so regulieren, „dass sie unseren Gesellscha­ften nicht schaden, sondern nützen“.

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