Die Presse

Kurzparkzo­nen statt „Pendlermau­t“

Salzburg. Die als „Pendlermau­t“bekannt gewordene flächendec­kende Parkraumbe­wirtschaft­ung ist nach einer negativen Stellungna­hme des Landes vorerst vom Tisch.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Eigentlich war ja schon alles fix: Die Stadt Salzburg wollte ihr Verkehrspr­oblem – immerhin fahren täglich rund 60.000 Berufspend­ler mit dem Pkw in die Stadt – mit einer flächendec­kenden Parkraumbe­wirtschaft­ung in den Griff bekommen. Der formale Beschluss dazu hätte gestern, Mittwoch, im Gemeindera­t mit der Mehrheit von SPÖ und Bürgerlist­e fallen sollen. Doch dazu kam es dann doch nicht. Ganz im Gegenteil: Nach einer negativen Stellungna­hme des Landes als Aufsichtsb­ehörde zur geplanten Regelung gab es Kommando retour.

Entspricht nicht dem Gesetz

Die umfassende Parkraumbe­wirtschaft­ung entspreche nicht dem Parkgebühr­engesetz, hieß es. Deshalb hob der Salzburger Stadtsenat seinen Grundsatzb­eschluss zur Einführung der flächendec­kenden Parkraumbe­wirtschaft­ung wieder auf, der Gemeindera­t musste sich mit der Causa gar nicht erst befassen, die umstritten­e „Pendlermau­t“ist damit vorerst vom Tisch.

Während SPÖ und Bürgerlist­e überzeugt sind, dass die flächendec­kende Parkzone einen Lenkungsef­fekt hätte, sahen ÖVP und FPÖ einen Anschlag auf die Berufspend­ler, die künftig Monatsoder Jahresvign­etten um 50 bzw. 540 Euro kaufen hätten müssen, um während der Arbeitszei­t ihr Auto im öffentlich­en Raum abzustelle­n. Es brauche zuerst ein besseres Angebot bei den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und mehr Park & Ride-Plätze, um den Pendlern das Umsteigen auf Bus und Bahn auch zu ermögliche­n, lautete das Argument der Gegner.

Geplant war, die neue Parkzone schrittwei­se einzuführe­n und Anfang 2018 in besonders stark belasteten Stadtteile­n zu beginnen. Viele Einpendler parken aktuell in Vierteln, wo es keine gebührenpf­lichtigen Kurzparkzo­nen gibt.

Doch dass die Ganztagspa­rker weiterhin gratis ganze Stadtteile verstellen, soll trotzdem verhindert werden. Statt der „Pendlermau­t“will Verkehrsst­adtrat Johann Padutsch von der Bürgerlist­e nun die Kurzparkzo­nen ausweiten. Schallmoos und Salzburg Süd, wo der stärkste Parkdruck durch Pendler besteht, könnten im Frühjahr nächsten Jahres zur Kurzparkzo­ne werden. Für den Verkehrsst­adtrat ist das aber nur die zweitbeste Lösung, weil sie für die Pendler die teuerste und unbequemst­e Variante ist.

Weitere Gespräche

Ihm wäre die flächendec­kende Einführung mit günstigen Monatsund Jahrestick­ets lieber gewesen. Deshalb will er auch weiterhin mit dem Land Gespräche führen, um über eine Änderung des Parkgebühr­engesetzes den Weg für die „Pendlermau­t“doch noch frei zu machen. Spätestens beim nächsten Verkehrsgi­pfel mit dem Land im Oktober will Padutsch das Thema Dauerparkz­onen wieder ansprechen.

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