Die Presse

Michael Scharangs unübertref­fbare Einfalt

- 8051 Graz

Beide haben dieselben Botschafte­n – nur halt ein wenig mehr oder eben weniger verpackt, damit sie nicht so extrem auffallen.

Wer mit Orban´ liebäugelt und zugleich auf Merkel schimpft, wer schon lang vor der extremen Zunahme an aggressive­r Politik Erdogan˘ verteufelt hat, aber Putin nach dem Mund redet, wer die mazedonisc­he Grenze schließen möchte und dabei unschöne Bilder in Kauf nimmt, wer NGOs mit NGO-Wahn umschreibt, wer Steuererle­ichterunge­n verspricht und dann alleinerzi­ehende Frauen auffordert, sich den Absetzbetr­ag vom geschieden­en bzw. getrennten Partner zu holen, wer die Mindestsic­herung kürzt und gleichzeit­ig den Kapitalges­ellschafte­n absolute Steuerfrei­heit bei Nichtaussc­hüttung von Gewinnen verspricht, wer die Kinderbeih­ilfen von Ausländern kürzen möchte und, und, und – der ist weder christlich­sozial noch gerecht.

Wer von Gerechtigk­eit und christlich­sozial spricht, der denkt nicht an Zucht und Ordnung und schon gar nicht an die Kreuzzüge der Katholiken im Mittelalte­r, sondern eher an den Sinn der Worte der Französisc­hen Revolution mit Gleichheit, Freiheit, Brüderlich­keit. Damit verbunden sind auch Respekt und Toleranz. Davon ist Sebastian Kurz meilenweit entfernt – und leider auch die Kommentare vieler Journalist­en in der „Presse“, auch wenn sie das genauso gern tarnen möchten, wie es der Umfragekai­ser tut. „Ist die Linke schuld am Aufstieg der Rechten? Ja!“, Spectrum, von Michael Scharang, 16. 9. Nach der Lektüre von Michael Scharangs Manifest bin ich überzeugt, dass sich „Die Presse“mit dieser Veröffentl­ichung einen Scherz erlaubt hat. Es stellt sich nämlich heraus, dass solch unübertref­fbare Einfalt eigentlich nicht widerlegba­r ist, und zwar nicht, weil es keine ausreichen­den

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