Michael Scharangs unübertreffbare Einfalt
Beide haben dieselben Botschaften – nur halt ein wenig mehr oder eben weniger verpackt, damit sie nicht so extrem auffallen.
Wer mit Orban´ liebäugelt und zugleich auf Merkel schimpft, wer schon lang vor der extremen Zunahme an aggressiver Politik Erdogan˘ verteufelt hat, aber Putin nach dem Mund redet, wer die mazedonische Grenze schließen möchte und dabei unschöne Bilder in Kauf nimmt, wer NGOs mit NGO-Wahn umschreibt, wer Steuererleichterungen verspricht und dann alleinerziehende Frauen auffordert, sich den Absetzbetrag vom geschiedenen bzw. getrennten Partner zu holen, wer die Mindestsicherung kürzt und gleichzeitig den Kapitalgesellschaften absolute Steuerfreiheit bei Nichtausschüttung von Gewinnen verspricht, wer die Kinderbeihilfen von Ausländern kürzen möchte und, und, und – der ist weder christlichsozial noch gerecht.
Wer von Gerechtigkeit und christlichsozial spricht, der denkt nicht an Zucht und Ordnung und schon gar nicht an die Kreuzzüge der Katholiken im Mittelalter, sondern eher an den Sinn der Worte der Französischen Revolution mit Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Damit verbunden sind auch Respekt und Toleranz. Davon ist Sebastian Kurz meilenweit entfernt – und leider auch die Kommentare vieler Journalisten in der „Presse“, auch wenn sie das genauso gern tarnen möchten, wie es der Umfragekaiser tut. „Ist die Linke schuld am Aufstieg der Rechten? Ja!“, Spectrum, von Michael Scharang, 16. 9. Nach der Lektüre von Michael Scharangs Manifest bin ich überzeugt, dass sich „Die Presse“mit dieser Veröffentlichung einen Scherz erlaubt hat. Es stellt sich nämlich heraus, dass solch unübertreffbare Einfalt eigentlich nicht widerlegbar ist, und zwar nicht, weil es keine ausreichenden