Flotter Gasfuß kommt Firma teuer
In vielen Unternehmen mangelt es an einer effizienten Kostenanalyse. Mit entsprechenden Maßnahmen sind Einsparungen bis zu 30 Prozent möglich.
Glaubt man den Experten für Flottenmanagement, lassen viele Unternehmen im wahrsten Sinn des Wortes Geld auf der Straße liegen: Gar nicht so wenige könnten die Kosten für ihre Firmenflotte nämlich um bis zu 30 Prozent reduzieren, meinen Fachleute. Die Möglichkeiten dazu werden aber nicht genützt, obwohl der firmeneigene Fuhrpark nach den Ausgaben für das Personal in der Regel der zweitgrößte Kostenfaktor ist. Als eine der Hauptsünden beim Flottenmanagement nennt Nikolaus Engleitner von Heise Fleetconsulting das Fehlen einer genauen Analyse: „Oft werden die gesamten Lebenszykluskosten der Fahrzeuge unterschätzt.“
Allein das Feilschen um Rabatte bei der Anschaffung der Fahrzeuge bringe nämlich nicht den großen Reibach: „Der nackte Kaufpreis der Fahrzeuge macht lediglich 15 Prozent der Gesamtkosten aus“, erläutert Engleitner. „Nimmt man noch den Wertverlust dazu, sind es 25 Prozent.“Werden beim Kaufpreis ein oder zwei zusätzliche Prozent Rabatt ausgehandelt, wirke sich das bei den monatlichen Gesamtkosten für das Fahrzeug meist erst hinter der Kommastelle aus, sagt der Experte: „Die größten Hebel sind Wartung, Treibstoffverbrauch und das Fahrerverhalten.“
Handbuch für Prozesse
Ein wichtiger Schritt, um diese Posten in den Griff zu bekommen, sei eine Dienstwagenrichtlinie. Darin sollte nicht nur festgehalten werden, welche Fahrzeuge für welche Aufgaben angeschafft werden. „Es muss eine Mischung aus Rechten und Pflichten, ein Prozesshandbuch für den Fahrer geben, das ihn zu einem sorgsamen Umgang mit dem Firmeneigentum motiviert.“Bei häufigeren Schäden seien etwa Konsequenzen für den Fahrer eine Überlegung wert. Natürlich sollte dabei aber nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen und der umsatzstärkste Verkäufer durch Selbstbehalte demotiviert werden, warnt Engleitner.
Schäden haben letztlich auch zur Folge, dass die Prämien für die Versicherung steigen. Um die Mitarbeiter zu bewegen, das Dienstauto wie das eigene zu behandeln, schlägt der Experte neben Rügen und Schadenersatz auch Belohnungen vor. In einer Art Wettbe- werb könnten etwa die Mitarbeiter mit den geringsten Spritkosten mit Reisegutscheinen belohnt werden. Solche Incentives motivieren und wecken den Ehrgeiz, das Fahrzeug bewusster zu nutzen, betont er.
Ein wirksames Mittel zur Erfassung der relevanten Daten und damit zur Senkung der Betriebskosten der Fahrzeuge sind in seinen Augen Telematiksysteme. Das wird der Steirer Hans Binder gern hören. Sein Unternehmen IT Binder hat sich auf solche Systeme spezialisiert: „Unsere Geräte sind über den CAN-Bus (Controller Area Network) mit dem Fahrzeug verbunden und erfassen Treibstoffverbrauch, Kilometerstand, Drehzahlen, Motorleistung, Leerlauf und viele andere technische Daten.“Auf dieser Basis lassen sich Als unverzichtbares Nachschlagewerk für jeden Fuhrparkmanager hat sich in den vergangenen Jahren das
von Heise Fleetconsulting erwiesen. Es ist heuer in seiner vierten Auflage erschienen und bietet eine Orientierungshilfe, die von der richtigen Fahrzeugwahl über den Leasingmarkt bis hin zu versicherungstechnischen und rechtlichen Aspekten reicht. Dazu gibt es im Serviceteil jede Menge an nützlichen Adressen. Das Buch ist beim Fuhrparkverband Austria oder direkt beim Herausgeber Heise Fleetconsulting erhältlich. mit einem Punktesystem individuelle Fahrerprofile erstellen, die präzise den Umgang mit dem Fahrzeug aufzeigen. Binder vertritt ebenfalls die Meinung, dass sich durch solche Kontrollen die Fuhrparkkosten deutlich senken lassen. „Es geht ja nicht nur um den Treibstoffverbrauch – je vernünftiger man ein Fahrzeug bedient, desto weniger Reparaturen fallen an.“
Mieten statt kaufen
Einen weiteren Weg zur Optimierung der Fahrzeugkosten sieht Goran Maric, Commercial Director bei Arval Fuhrparkmanagement Austria, in einer Straffung des Fahrzeugparks und der richtigen Finanzierung. „Das teuerste Fahrzeug ist jenes, das steht“, betont er. Oft werden Fahrzeuge für bestimmte Projekte oder für neue Mitarbeiter temporär angeschafft. Hier wäre es seiner Meinung nach sinnvoller, Pkw oder Transporter kurz- oder mittelfristig zu mieten. „Es gibt Modelle von wenigen Tagen bis zu 24 Monaten.“Für die klassische, langfristige Finanzierung empfiehlt er das Operating Leasing. „Es ist klarer kalkulierbar, da es im Gegensatz zum Finanzierungsleasing keinen Restwert gibt.“Auch die Kosten für Versicherung und Wartung könnten in die Leasingrate inkludiert werden. Darüber hinaus sieht aber auch Maric die Analyse der Gesamtkosten als wesentlich für eine Opti- mierung der Fahrzeugflotte an. Die dafür nötigen Informationen hat sein Unternehmen zur Hand. „Wir können auf die Daten von über einer Million Fahrzeugen zugreifen, die sich in unserem Eigentum befinden“, sagt er. Wobei er betont, dass bei der Fahrzeugwahl nicht allein die Kosten eine Rolle spielen: „Natürlich kann das Auto wichtig sein, um die Loyalität zur Firma zu erhöhen“, meint er. In diesem Fall gelte es, einen vernünftigen Kompromiss zwischen den Polen Wirtschaftlichkeit und Motivation zu finden.
Höherer Nutzungsgrad
Der Nutzungsgrad der Firmenflotte lässt sich neuerdings auch durch weitere Maßnahmen erhöhen. AMV Networks hat etwa ein System entwickelt, das ein einfaches firmeninternes Carsharing ermöglicht: „Mitarbeiter können die Fahrzeuge vom Smartphone buchen und damit oder mit einer Mitarbeiterkarte das zugeteilte Auto aufsperren“, erzählt Aiko Langaditis, bei AMV für Verkauf und Marketing verantwortlich. Da das System außerdem über die Fahrleistung aller Fahrzeuge informiert, sieht der Fuhrparkleiter genau, wie viele Autos tatsächlich benötigt werden. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass durch firmeninternes Carsharing der Fahrzeugbestand um 30 Prozent reduziert werden kann“, sagt Langaditis.