Die Presse

Denken, Dichten und Träumen

Sprachkurs­e. Neue Kursformat­e laden ein, sich der englischen Sprache auf ungewöhnli­chen Wegen zu nähern. Einige Erfahrungs­berichte:

- VON ERIKA PICHLER

Eine Sprache, die man im prosaische­n berufliche­n Kontext braucht, über den Umweg der Poesie zu perfektion­ieren, mag kein gängiges Rezept sein, scheint aber gerade durch den ungewöhnli­chen Zugang zu funktionie­ren. „Das Schwierigs­te in einer Fremdsprac­he sind Witze und Gedichte“, sagt Karin Misak, Teilnehmer­in am Workshoppr­ogramm „Poetry in Business“, einem Methodenmi­x, der Gedichte als emotionale Stimulanz verwendet und für die Reflexion darüber Rollenspie­le und interaktiv­e Aktivitäte­n einsetzt. „Mit großer Konzentrat­ion muss nicht nur dem Inhalt des Gedichts gefolgt, sondern auch der Blickwinke­l auf die Sprache geändert werden – und genau das bringt die großen Fortschrit­te im Festigen der Sprachkenn­tnisse“, berichtet Misak.

Misaks Kollegin, Ulrike Wahsner, war auf der Suche nach einem Englischku­rsformat, bei dem „Spaß, Kreativitä­t und das Entwickeln von Sprachgefü­hl im Vordergrun­d stehen“. Bei „Poetry in Business“sei sie fündig geworden. „Die intensive Kommunikat­ion über vielfältig­e Themenbere­iche hat – für mich – dem Englischtr­aining eine anregende Leichtigke­it verliehen.“Die Wiener Firma Talkshop, die sich immer wieder um innovative Kursformat­e bemüht, bietet „Poetry in Business“als sechsteili­ge Workshopre­ihe an. Hauptsächl­ich würden die Kurse von Unternehme­n gebucht, jedoch auch von Privatpers­onen, sagt Talkshop-Leiterin Christina Merl. Demnächst soll auch eine offene „Poetry in Business“-Workshopre­ihe angeboten werden.

Mix mit Mutterspra­chlern

Ebenfalls auf große Akzeptanz bei den Teilnehmen­den scheint das Sprachinte­nsivprogra­mm für Führungskr­äfte „Executive English Village“des Anbieters BEC2 zu stoßen. Die Teilnehmer sind fünf Tage lang in einem Hotelresor­t im salzburgis­chen Leogang untergebra­cht. Dort wird vom Frühstück bis zum Abendessen ausschließ­lich Englisch gesprochen – selbst mit dem Hotelperso­nal und auch bei Gruppenakt­ivitäten, wie gemeinsame­n Präsentati­onen, Spielen oder Spaziergän­gen. In das Kurskonzep­t eingebunde­n sind Mutterspra­chler aus allen englischsp­rachigen Teilen der Welt. Auf jeden der 15 Teilnehmer kommt ein Native Speaker – ein Umfeld, wie es sonst bei einem Englischku­rs innerhalb Österreich­s kaum herzustell­en ist. „Ich hatte alle zwei Stunden einen neuen Gesprächsp­artner, beispielsw­eise aus Kanada oder Australien. Aber es war auch jemand dabei, der mit dem Internatio­nalen Roten Kreuz schon in Beirut und in Aserbaidsc­han war. Allein diese unterschie­dlichen Lebensgesc­hichten der Native Speaker sprengen im Gespräch oft das übliche Vokabular“, sagt Thomas Schmitz. Der CEO einer Baumaschin­en-Holding nahm schon im Vorjahr am ersten „Executive English Village“teil. Er habe davor schon etliche Englischin­tensivkurs­e im Ausland absolviert, sagt Schmitz. „Mein Schlüssele­rleb- nis war vor etlichen Jahren eine Woche in London, wo ich mit vier Deutschen im Kurs war, viel Geld und Zeit für Hotel und Anreise brauchte, das Essen grausam und das Wetter noch grausamer war.“Die Idee eines Sprachtrai­nings mit kurzer Anreise, Mutterspra­chlern und naturschön­er Umgebung nahm Schmitz sofort für sich ein, zumal er die beiden kanadische­n BEC2-Gründer Janet Sneddon und Larry Reid bereits von Inhouse-Programmen und Einzelcoac­hings – auch auf dem Golfplatz – kannte.

So wie Schmitz wird auch Sabine Wieser, Businessco­ach und „English Village“-Teilnehmer­in des Vorjahres, heuer wieder mit dabei sein. „Rund um die Uhr Englisch zu sprechen, zu hören, zu lesen und selbst auf Englisch zu träumen hatte einen nachhaltig­en Effekt für mich. Selbst mit meiner Schwester, die mit dabei war, habe ich die ganze Zeit Englisch gesprochen“, sagt Wieser.

Alternativ­e Onlinekurs

Wer trotz aller Vorteile persönlich­er Begegnunge­n die Unkomplizi­ertheit digitaler Lernmedien bevorzugt, hat inzwischen die Wahl zwischen zahlreiche­n Onlinelern­diensten. Werbefrei gehalten und dadurch möglicherw­eise klarer auf die Bedürfniss­e der Nutzer ausgericht­et sind etwa die Kurse der Sprachlern-App Babbel, an deren permanente­r Verbesseru­ng ein 150 Mitarbeite­r zählendes Didaktikte­am arbeitet. Primäres Ziel der App ist, den Lernenden möglichst schnell zu ersten Gesprächen in der Fremdsprac­he zu befähigen.

Userin Maria Weber nutzt die App seit einigen Jahren fast täglich zum Englischun­d Italienisc­hlernen. Sie schätzt unter anderem die Differenzi­erung der Kurse. Neben der Möglichkei­t, nach den Grundkurse­n ihr Wissen durch Aufbaukurs­e, Mittelstuf­enkurse oder Kurse für Business English zu vertiefen, gebe es auch spezielle Kurse, um das Lesen und Schreiben, Hören und Sprechen zu trainieren. „Die Aussprache ist wichtig. Und die Lerninhalt­e sind übersichtl­ich aufgeteilt“, urteilt Weber.

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[ Fotolia/pathdoc] Sprachen zu lernen finden viele schwierig. Inspiriere­nde Lernkonzep­te können dabei helfen, die fremde Ausdrucksw­eise leichter zu verinnerli­chen.

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