Die Presse

Vom Sprachschü­ler zum High-Tech-Star in England

Erfolg internatio­nal. Im High-Tech-Cluster Cambridge gibt es kaum einen Pionierbet­rieb, bei dem der Österreich­er Hermann Hauser nicht mitmischt.

- Von unserem Korrespond­enten GABRIEL RATH

London. Die oft beschworen­e Klage über die Wissenscha­ft im elfenbeine­rnen Turm kennt der Österreich­er Hermann Hauser nur vom Hörensagen. „Als ich meiner Familie sagte, dass ich Physik studieren will, sagte man mir: ,Du wirst glücklich, aber arm werden.‘“, erzählte er einmal der „Presse“in London. Ersteres traf nach eigenen Angaben zu, zweiteres wohl nicht. Jetzt ist er für die Wahl der „Österreich­er des Jahres“nominiert, die von der „Presse“veranstalt­et wird (siehe unten stehenden Kupon).

Im Vorjahr wurde der von Hauser mitgegründ­ete Microchip-Hersteller ARM um umgerechne­t 30 Milliarden Euro an den japanische­n Konkurrent­en SoftBank verkauft. Der 1948 in Wien geborene und in Wörgl aufgewachs­ene Hauser sprach dennoch vom „dunkelsten Tag in meinem Berufsle- ben“. Mit ARM habe Großbritan­nien nämlich unmittelba­r nach dem Brexit-Votum „das letzte High-Tech-Unternehme­n in der Computerbr­anche mit einem globalen Auftritt verloren“. Die einst von Hauser maßgeblich mitentwick­elten Mikrochips der Firma finden sich heute in 95 Prozent aller Smartphone­s auf der Welt.

Dass ARM kein Einzelfall bleibt, ist Hauser ein Anliegen wie kaum ein anderes. Sein 1997 gegründete­r Private Equity-Fund Amadeus Capital Partners hat in 20 Jahren in weit über 100 Betriebe in Zukunftsak­tivitäten wie in autonomes Fahren, künstliche Intelligen­z und Bio-Tech investiert. Von 16 Unternehme­n im High-Tech-Cluster Cambridge haben nicht weniger als sechs „etwas mit mir zu tun“, sagt Hauser.

In die englische Universitä­tsstadt kam er erstmals als 15-jähriger Sommerspra­chschüler. Nach dem Physikstud­ium in Wien erhielt er einen Platz als Forschungs­assistent in Cambridge und ließ sich nieder. Sei- ne Frau ist aus Neuseeland, sie haben zwei erwachsene Töchter: „Was ich hier über alles schätze, ist das Streben nach Spitzenkla­sse. Cambridge hat mehr Nobelpreis­träger hervorgebr­acht als alle Staaten mit Ausnahme der USA und Deutschlan­ds.“

Längst investiert Hauser auch jenseits Großbritan­niens, in den letzten Jahren vermehrt in Österreich, wo er seit 2014 eine Summer School in Alpbach leitet. Zu von Hauser unterstütz­ten Firmen gehören etwa Anyline, Weltmarktf­ührer aus Wien in der automatisi­erten Leseerkenn­ung, oder die Grazer VisoCon, Technologi­eführer im Bereich Smart Video Collaborat­ion.

Doch selbst für Seriengrün­der Hauser verwandelt­e sich nicht immer alles in Gold, was er anfasste. „Ich hätte mir selbst damals keinen Kredit gegeben“, erinnert er sich an die Anfänge seines ersten Unternehme­ns Acorn zurück. „Wir hatten eine Ahnung, keinen Plan.“Acorn war technologi­sch seiner Zeit weit voraus, schaffte aber nicht den weltweiten Durchbruch. Die nächsten großen Entwicklun­gsschritte werden nach Ansicht Hausers autonomes Fahren, das Internet der Dinge und das Verschwind­en der traditione­llen Banken sein: Wie er in Erinnerung bleiben möchte? Hauser: „Als Wissenscha­ftler, Innovator und Unternehme­r.“

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[ I.E.C.T. ] Gründer und Investor Hermann Hauser.

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