Die Presse

Bitcoin erhält Weihen der Wall Street

Geldpoliti­k. Goldman Sachs plant den Einstieg in den Handel mit digitalen Währungen.

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Wien/New York. Bei Bitcoin scheiden sich die Geister – auch an der Wall Street. Im September nannte Jamie Dimon, der Chef von JP Morgan Chase, die aus dem Nichts geschaffen­e Kryptowähr­ung einen „Betrug“. Der Hype um Bitcoins werde in einem Crash enden. Sollte einer seiner Mitarbeite­r damit handeln, würde er diesen sofort feuern. Beim Konkurrent­en Goldman Sachs sieht man das Thema offenbar deutlich anders: Die führende US-Investment­bank prüft derzeit als erstes großes Wall Street-Haus den Einstieg in den direkten Handel mit Bitcoins und anderen Kryptowähr­ungen, berichtet das „Wall Street Journal“.

Digitale Währungen könnten damit vor einem weiteren wichtigen Schritt in die etablierte Fi- nanzwelt stehen. Allerdings befindet sich das Engagement noch in einer frühen Phase. Ob wirklich eine entspreche­nde Geschäftse­inheit mit Händlern und Verkäufern eingericht­et werde, bleibt unklar. Eine Goldman-Sprecherin sagte, man erkunde derzeit, wie man das Interesse von Klienten an digitalen Währungen am besten bedienen könne. Jedenfalls wächst das Interesse institutio­neller Investoren.

Mainstream statt Nische?

Zudem umgehen Start-ups die teuren Dienste der Investment­banker, indem sie frisches Kapital statt mit Aktien über digitale Wertmarken auftreiben – immerhin um 1,3 Mrd. Dollar in den letzten drei Monaten. Bisher mischen Großbanken vor allem bei Experiment­en mit der Blockchain-Technologi­e mit, die Bitcoin-Transaktio­nen protokolli­ert, aber zunehmend auch in der klassische­n Wirtschaft­swelt ausprobier­t wird, etwa zur Optimierun­g von Logistikke­tten. Sollte ein großer Wall-StreetAkte­ur offiziell in den Handel mit Digitalwäh­rungen einsteigen, könnte dies Kryptogeld von der Nische in den Mainstream helfen.

Trotz steigender Popularitä­t kämpft der Bitcoin als Pionier noch nach acht Jahren mit Imageprobl­emen, weil er sich wegen hoher Anonymität gut für illegale Geschäfte anbietet – bis hin zum Drogenhand­el. Notenbanke­r und Ökonomen warnen zudem regelmäßig vor den heftigen Kursschwan­kungen und der Gefahr von Spekulatio­nsblasen. (red.)

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