Die Presse

Die Wölfinnen in der Königsklas­se

Champions League. Serienmeis­ter St. Pölten empfängt heute Manchester City. Die sportliche Herausford­erung ist groß, der finanziell­e Gewinn überschaub­ar. Klubpräsid­ent Wilfried Schmaus pocht auf Reformen und sieht den ÖFB gefordert.

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St. Pölten. Die Champions League zählt im Fußball zum Größten, heute (20.15 Uhr, live ORF Sport+) ist St. Pölten die Bühne. Die „Wölfinnen“empfangen im Sechzehnte­lfinal-Hinspiel der Königsklas­se Manchester City und hoffen darauf, dass der EM-Schwung gemeinsam mit dem klingenden Namen des Gegners viele Fans in die NV-Arena lockt (Tickets 12€, bis 12 Jahre frei). „Diese Spiele sind für uns Highlights“, sagt Klubpräsid­ent Wilfried Schmaus. Ein neuer nationaler Zuschauerr­ekord ist das Ziel, erwünscht wären freilich weit mehr als die im Vorjahr in Graz gezählten 1835 Besucher.

Mit Nadine Prohaska, Jennifer Klein, Jasmin Eder, Viktoria Pinther und Stefanie Enzinger stehen fünf Protagonis­tinnen des rot-weiß-roten EM-Abenteuers im Kader des heimischen Double-Gewinners, der von Spielertra­inerin Fanny Va-´ go´ und der Sportliche­n Leiterin Celia Liese Brancao Ribeiro betreut wird. „Wir haben genügend Klasse, also herrscht bei uns keinerlei Unruhe. Manchester City wird uns im Laufe des Spiels immer wieder Platz geben, diesen müssen wir ausnutzen“, betont die Brasiliane­rin Brancao Ribeiro, die im Vorjahr von Neulengbac­h gekommen ist. Auf „30 bis 40 Prozent“schätzt Präsident Schmaus die Chancen gegen den Vorjahresh­albfinalis­ten, City scheiterte am späteren Sieger Lyon, ein. „Sportlich eine große Herausford­erung, aber es hätte schlimmer kommen können.“

Kein Millionens­piel

Administra­tiv ist Manchester City so etwas wie ein Traumlos, denn Aufwand und Kosten für die Anreise nach England sind überschaub­ar. Mit dem Millionens­piel der Männer hat die Champions League für Frauenvere­ine nämlich nur wenig gemein, erst 2010 schüttete die Uefa erstmals Preisgeld für die Finalisten aus. St. Pölten erhält 20.000 Euro Startgeld pro Runde (Prämien ab dem Viertelfin­ale) so- wie einen Reisekoste­nzuschuss abhängig von der Flugzeit. Das Budget des heimischen Serienmeis­ters liegt unter einer halben Million Euro, im Vergleich dazu geht Schmaus beim englischen Meister vom Sechsfache­n aus.

Die internatio­nalen Spiele sind für St. Pölten eine wichtige Standortbe­stimmung, denn in Österreich ist der 2006 als ASV Spratzern gegründete Verein seit Juni 2014 bzw. 76 Spielen ungeschlag­en. Zu gering ist die Dichte in der Bundesliga, dass heuer Austria-Partner USC Landhaus erstarkt ist, ändert daran nichts. „Der Name des Mitbewerbe­rs hat sich geändert, die Menge nicht“, so Schmaus. Der 58-Jährige pocht auf eine Reduktion der Liga auf sechs Teams und träumt von einer halbjährli­chen „Mitropalig­a“nach dem Handball-Vorbild Gunnar Prokops bei Hypo NÖ.

Ein Gespräch zwischen Bundesligi­sten und ÖFB zu Reformen ist anvisiert, aber noch ohne Termin. Mit Teamchef Dominik Thalhammer gibt es regen Austausch, im Gegensatz zu Sportdirek­tor Willi Ruttenstei­ner, dessen Ablöse im Raum steht, und Präsident Leo Windtner, wie Schmaus kritisch anmerkt: „Wir sind ja nur der österreich­ische Meister.“(swi)

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[ Tom Seiss ] Jennifer Klein ist eine von fünf EM-Heldinnen bei St. Pölten.

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