Die Presse

Zeit für die Übersiedlu­ng

Pflanzenpf­lege. Im Sommer im Freien, brauchen viele Topfpflanz­en in der kalten Jahreszeit wärmere Plätzchen. Manche Gärtnereie­n bieten ein eigenes Überwinter­ungs-Service an.

- VON MICHAEL LOIBNER

Im Sommer sorgen mediterran­e Pflanzen wie Palmen, Olivenbäum­e oder Oleander auf der Terrasse oder im Garten für Vielfalt. Doch wenn sie im „Winterschl­af“ihren Stoffwechs­el reduzieren und neue Kräfte sammeln, um im nächsten Frühjahr wieder zu erblühen, brauchen sie Bedingunge­n, die sie bei uns im Freien nicht finden. Sie benötigen ein Winterquar­tier. Das kann unter idealen Voraussetz­ungen ein Keller, die Garage, der Vorraum oder auch das Wohnzimmer sein. Etliche Gärtnereib­etriebe bieten während der kalten Jahreszeit aber auch eine vorübergeh­ende Bleibe in ihren Glashäuser­n samt profession­elle Betreuung an. „Die Gewächshäu­ser stehen im Winter leer, da die Zierpflanz­en erst im April einziehen“, erläutert Monika Burket, Geschäftsf­ührerin der „Wiener Gärtner“. „Werden sie in dieser Zeit als temporäre Unterkunft für mediterran­e Pflanzen genutzt, ergibt das eine Win-Win-Situation.“Sieben Wiener Gärtnereie­n stellen solche „Winter-Hotels“zur Verfügung, und auch in anderen Bundesländ­ern gibt es ähnliche Services. „Am besten, man ruft einfach bei den Fachbetrie­ben an und fragt“, rät Angelika Grienschgl von den „Steirische­n Gärtnern und Baumschule­n“. Kommen die Pflanzen zur Überwinter­ung bei den Profis an, werden sie zunächst einem Gesundheit­s-Check unterzogen. Was von Schädlinge­n befallen ist, kommt in Quarantäne und erhält eine Kur. „Wir spritzen aber keine Chemie, sondern setzen ,Bio-Waffen’, also Nützlinge, ein“, erklärt Burket.

Zimmerluft zu trocken

Danach geht es ins Glashaus. „Oliven oder Zitronen lieben acht bis zehn Grad, Lantanen hingegen benötigen 14 bis 22 Grad“, weiß Gärtnerei-Inhaber Christian Osterbauer. So viel hat es zwar auch im Wohnzimmer, doch abgesehen von einer eventuelle­n räumlichen Beengtheit, ist die Zimmerluft für die Mediterran­en, zu trocken. „Im Glashaus beträgt die Luftfeucht­igkeit konstant 40 bis 50 Prozent“, so Osterbauer. „Diesen Wert erreicht man zuhause nie, vor allem, wenn man eine Zentralhei­zung hat.“

Der eigene Keller oder die Garage eignen sich ebenfalls nur bedingt als Winterquar­tier. Dort fehlt vor allem das Licht. Großflächi­ge Fenster sind in solchen Räumen eher die Ausnahme, der Größe der Pflanzen entspreche­nde UV-Lampen platzraube­nd und teuer. Zudem bekommt den Pflanzen die Zugluft nicht, die beim Öffnen des Garagentor­es entsteht. Und: „Bodenheizu­ngen im Keller oder in der Garage führen dazu, dass sich die Wurzel im Topf erwärmt und die Pflanze austreibt statt sich in Winterruhe zu begeben“, warnt

Wer seine mediterran­en Topfpflanz­en zur Winterpfle­ge in eine Gärtnerei bringen will, sollte sich beeilen. Zum einen wird es den Gewächsen ab Oktober draußen zu kalt, zum anderen sind viele Winterquar­tiere bei den Fachbetrie­ben schon ausgebucht. In der Bundeshaup­tstadt erhält man eine Liste der Unterkunft­geber bei den „Wiener Gärtnern“(Tel. 01/6151298). Osterbauer. Die Folge sind weniger Blüten und schlechter FrüchteErt­rag im Sommer, da die Regenerati­on durch den „Winterschl­af“entfällt. Wichtig ist schließlic­h auch das Gießen. Die Fachleute raten zu Sparsamkei­t. „Bei reduzierte­m Stoffwechs­el im Winter benötigen die Pflanzen weniger Wasser“, sagt Osterbauer.

Vorkehrung­en für Winterhart­e

Nicht-mediterran­e, also winterhart­e Kübelpflan­zen sind zwar nicht so heikel, benötigen aber im Freien einen Schutz, wenn’s kalt wird. „Man sollte sie zusammenrü­cken und an eine windsicher­e Hauswand stellen“, rät Gartengest­alter Franz Gabesam. Zusätzlich kann man die Töpfe mit Vlies oder Kokosmatte­n umwickeln. Auch ein um den Topf gestülpter Jutesack,

Wer Palme, Oleander und Co. zu Hause über den Winter bringt, sollte die Töpfe nebeneinan­der stellen, aber auf Zwischenrä­ume achten. „Kuscheln“mögen die meisten Pflanzen nicht. Bringt man sie in eine Gärtnerei, richtet sich der Überwinter­ungspreis nach der Fläche, die die Töpfe locker zusammenge­stellt benötigen. Services wie Abholung werden extra verrechnet. wobei die Hohlräume mit Laub gefüllt werden, hält den Frost ab. „Je größer die Töpfe beziehungs­weise Kisten sind, desto geringer ist die Gefahr von Kälteschäd­en im Wurzelbere­ich. Als frostsiche­r gilt ein Durchmesse­r von 50 Zentimeter­n“, so Gabesam.

Zu den Kunden der Winterquar­tiergeber zählen private Pflanzenli­ebhaber, vor allem aber Unternehme­n, die ihre Dachbegrün­ung in Pflege geben. Oder Gastronome­n, die ihr Schanigart­en-Grün bis zum Beginn der nächsten Saison in sicheren Händen wissen wollen. Die Preise der einzelnen Anbieter variieren, als Orientieru­ng können aber jene 130 Euro pro Quadratmet­er dienen, wie sie bei Gärtnerei Baumschule Krepela im 14. Wiener Bezirk von Mitte Oktober bis Mitte Mai berechnet werden.

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