Die Presse

Erst nichts, dann ein Schnellsch­uss

Erst hieß es, wir brauchen keine, nun also Poller auf Zeit. Warum?

- VON CHRISTINE IMLINGER E-Mails an: christine.imlinger@diepresse.com

N izza 2016, Berlin 2016, und heuer sind auch in London, Stockholm oder Barcelona Attentäter in mörderisch­er Absicht mit Fahrzeugen in Menschenme­ngen gerast. Man kennt die Gefahr von Rammangrif­fen also seit ein, zwei Jahren. Auch in Wien. Poller? Nicht effektiv, nicht auf Einkaufsst­raßen, man warne vor naiven Vorstellun­gen, hieß es im Sommer, nach Barcelona, aus dem Innenresso­rt. Ähnliches kam von Polizei und Stadtpolit­ik.

Zwei Monate später schaut es anders aus. Dazwischen liegt eine Debatte um eine Anti-Terror-Mauer am Ballhauspl­atz (die zu Pollern wurde), begleitet von Vorwürfen des Boulevards, die hohe Politik würde sich einmauern, das Volk aber ausliefern.

Nun kommen also Poller. Es heißt, das sei lange geplant. Warum aber wird dann erst jetzt ein Architekte­nwettbewer­b um stadtbildv­erträglich­e Anti-Terror-Bauten eingeleite­t? Warum werden Poller montiert, um sie später durch Schöneres zu ersetzen? Warum kritisiert der Innenminis­ter, man hätte so eine Lösung früher haben können – wo man in seinem Ressort davon lange wenig hielt?

Fragen, die hoffentlic­h nicht darauf hindeuten, dass in Sachen Terrorabwe­hr öffentlich­keitswirks­ame Schnellsch­üsse und Symbolpoli­tik zu Gunsten einer „gefühlten Sicherheit“sorgfältig­e Prävention­sarbeit ersetzen.

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