Die Presse

Wien stellt nun doch die Poller auf

Anti-Terror. Die Zufahrten zum Rathauspla­tz, zur Kärntner Straße und zur Mariahilfe­r Straße werden mit Pollern blockiert, um Rammangrif­fe mit Fahrzeugen zu verhindern.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Die Gefährdung­slage in der Stadt sei „abstrakt“, sagt Wiens Polizeiprä­sident, Gerhard Pürstl, aber, so sicher Wien an sich sei, ausblenden könne man die Gefahr, dass ein Attentäter in Menschenme­ngen rast, nicht. Wie alle Städte Europas rüstet Wien auf, nachdem es lange hieß, es brauchte etwa am Rathauspla­tz keine Poller, kommen diese nun doch. Eine Arbeitsgru­ppe (jene, die auch das Mauer-, bzw. Dann-doch-Poller-Konzept für den Ballhauspl­atz erdacht hat) hat den Rathauspla­tz, die Kärntner Straße und die Mariahilfe­r Straße als jene Orte mit dem höchsten Handlungsb­edarf auserkoren.

Im Frühjahr 2018 sollen fixe Poller errichtet werden, die spätestens zu Beginn der EU-Ratspräsid­entschaft im Juli fertig sein sollen. Das erste Projekt ist der Rathauspla­tz: Zum Ring hin werden dort 25 Poller errichtet, an den seitlichen Zufahrten in Richtung Lichtenfel­sgasse bzw. Felderstra­ße je 26 Poller. Damit während Auf- und Abbauarbei­ten der Veranstalt­ungen auch Sattelschl­epper zufahren können, wird es seitlich je drei per Kran „herauszieh­bare“Poller geben, die seien viel sicherer als etwa versenkbar­e Poller. Damit Polizei oder Feuerwehr während Veranstalt­ungen zufahren können, wird es seitlich Schleusen geben, enge Kurve durch Pollerreih­en, die nur langsam durchfahre­n werden können, und die Personal sichern kann.

Anders sehen die Anforderun­gen in den Einkaufsst­raßen aus, wo Zu- und Durchfahre­n möglich bleiben muss. In der Mariahilfe­r Straße ist eine schikanena­rtige Poller-Anordnung (d. h. die Pollerreih­en bilden enge Kurven etc.) geplant. Die Blockaden sollen bei der Kaiserstra­ße, der Andreasgas­se, der Neubaugass­e und Rahlstiege errichtet werden. Am Verkehrsko­nzept ändert sich nichts. Die Kärntner Straße wird bei der Zufahrt von der Staatsoper mit elf Pollern gesichert, der Lieferverk­ehr wird über Seitengass­en geleitet.

Die drei Projekte werden rund 1,5 Mio. Euro kosten, zahlen wird diese die Stadt – konkret das Stadtplanu­ngsressort von Maria Vassilakou (Grüne). Es gehe darum, sagt Vassilakou, alltagstau­gliche, zweckmäßig­e und stadtbildv­erträglich­e Lösungen zu finden. Die Poller seien aber womöglich nicht der Weisheit letzter Schluss: Sie habe die MA 19 (Architektu­r und Stadtgesta­ltung) angewiesen, mit der Architekte­nkammer Lösungen zu entwickeln, ein Wettbewerb werde in den kommenden Monaten starten.

Die Poller sind nur ein Anfang

Vassilakou sagt, Ziel sei, die Stadt nicht zu „martialisi­eren“, aber ihr seien (unauffälli­ge) bauliche Lösungen lieber als schwer bewaffnete Patrouille­n. Bei Veranstalt­ungen oder akuten Gefährdung­slagen werden Straßen aber wie bisher mit temporären Sperren, mit Granitblöc­ken oder Big Bags (riesigen Sandsäcken) blockiert. Das gilt auch für den Christkind­lmarkt am Rathauspla­tz: Die bestehende­n Granitblöc­ke bleiben als Barrikaden, darüber hinaus wird es vorerst keine baulichen Maßnahmen geben. „Man muss immer einzelne Ereignisse und Situatione­n beurteilen. Mit den Pollern ist kein Ende gesetzt, aber man kann nicht die ganze Stadt sperren“, so Pürstl.

 ?? [ Gerhard Wild/picturedes­k.com ] ?? Die Poller auf dem Ballhauspl­atz sind eben fertig geworden, die nächste Tranche soll genauso ausschauen wie ebendiese.
[ Gerhard Wild/picturedes­k.com ] Die Poller auf dem Ballhauspl­atz sind eben fertig geworden, die nächste Tranche soll genauso ausschauen wie ebendiese.

Newspapers in German

Newspapers from Austria